Im Wartezimmer eines Arztes unterhalten sich zwei ältere Damen: songs, wo isn heidd de frau Gwabbil? de wiad do ned graung sei?
Wer sich mit St.Pöltnern über Krankheiten unterhalten will, muss einige neue Vokabel lernen.
graung heißt krank, also richtig krank, während man, wenn man nur leichtes Fieber oder Kopfschmerzen hat, höchstens marod ist. Ist jemand hingegen chronisch krank (hat er also ein Leiden), sagt man: ea is leidend
schdrauggn hat man, wenn einen der Schnupfen so richtig erwischt hat. Man fragt so jemanden gern: sog, wo hosd di den du so heagrichd? Wo hast du dich denn so hergerichtet? Manchmal weiß man den Grund: hosd di wida odeggd in da nochd! abdecken ist das Gegenteil von zudecken. Man ist also der Ansicht, dass das Fehlen der warmen Decke nachts die Ursache für die Erkältung ist.
es zreissd eam nennt man es, wenn einer dann so richtig niesen muss. höfgod! oder höfdagod! wünscht man ihm darauf. Oder: höfgod dass woar is! (helfe Gott, dass es wahr ist!) Manchmal läuft der Dialog auch so ab, nachdem jemand geniest hat: "zreissn sois di!" "des gresde drumm soi di dreffn!" "des gödbeasl soi mi dreffn!" "daschlogn sois di!"
közzn heißt husten (als Verb), wenn man erkältet (faküüd) ist. Hat man sich aber nur Verschluckt und muss husten, heißt das i hob mi fakuzzd - zu kleinen Kindern sagt man dann: kuzz, kuzz! warum auch immer. Den Auswurf eines Kranken, der schleimigen Husten hat, nennt man schlaaz. Das ist kein schönes Wort. Die Grauslichkeit wird aber noch in folgendem Reim gesteigert: grea is da baaz fon an duwara-schlaaz. (grea=grün, baaz=zähe Masse, duwara=Tuberkulose-Kranker)
dasig oder dasdig kann einen das Fieber machen: dann fühlt man sich ganz benommen.
essigbadschal macht man, um das Fieber zu senken. Essig-Patscherl sind kalte Wickel: man tränkt ein Tuch mit kühlem Essigwasser und umwickelt einen Fuß, mit einem zweiten Tuch die gegenüberliegende Hand. Das wirkt sofort und senkt das Fieber um bis zu 1°
a jauggal - eine Injektion bekommt man, wenn kein Hausmittel mehr hilft. Dieses Wort kommt vom Wort jauggn - jagen, hetzen, welches auch (als einejauggn) im Sinn von: etwas (also die Nadel) wo hinein"jagen" = mit hoher Geschwindigkeit hineinstechen - verwendet wird.
wimmal - Wimmerl sind die österreichweit bekannten Pickel. Man nennt übrigens auch ein Bauchtäschchen, das mit einem Gurt umgeschnallt wird so.
wean oder weam nennt man hierzulande das Hordeolum oder Gerstenkorn. Das ist eine meist eitrige Entzündung der Drüsen der Augenlider.
aufbrend sagt man, wenn die Haut oder die Schleimhäute entzündet oder gerötet sind: Der gerötete Babypopo ist das beste Beispiel. Früher wurden die Babys, um das zu vermeiden gschdubbd. Die schdubb (Stupp) ist das Babypuder. (aufbrend kann auch das gegenteil von obrend - abgebrannt - sein. das bedeutet, dass jemand aufgrund geschickter Handhabung von Assekuranzen und Brandbeschleunigern einen finanziellen Vorteil aus einem Feuer zieht)
zidarich - Zitterich nennt man raue, trockene Stellen der Gesichtshaut.
wimmara ist eine weitere Erkrankung der Haut, nämlich das Erythema solare - der allseits beliebte Sonnenbrand.
mundfeu - Mundfäule klingt sehr ekelhaft, aber es handelt sich dabei nur um "Mundecken", eine Infektion der Mundwinkel, die auftritt, wenn man aus einem fremden, nicht gut gereinigten Glas getrunken hat.
blodan - ("blådan" ausgesprochen) heißt Blase und hat - genau wie im Standarddeutsch - zwei Bedeutungen: erstens ist es die Bezeichnung für eine Blase (bulla), wie man sie z.B. an der Ferse durch unpassendes Schuhwerk bekommt, zweitens ist es die Bezeichnung für die Harnblase.
feichdblodan haben auch mit Blasen zu tun: Feuchtblattern heißen in Österreich die Windpocken
winddakiaschn - Winterkirschen werden von manchen Leuten für Hämorrhoiden gehalten, mit denen sie - um die Seite der Bagger zu zitieren - in etwa so viel gemeinsam haben wie das Gurkerl mit dem Leberkäse in einem Leberkäs-Semmerl. Nachdem Letztere den Verdauungsapparat erfolgreich durchschritten hat, können ihre schlampig gewischten Rückstände den idealen Grundstock einer „Autumnalis Rosetta“ bilden. Gemeinsam mit Haaren, Kleidungs- und Klopapierfusseln stellen sie die Haupt-Zutaten des unliebsamen Früchtchens dar.
biizln ist eigentlich das was kleine Kinder machen, wenn sie gewissermaßen zornig weinen (z.B. weil sie unbedingt den Eisschlecker haben wollen und ihn nicht kriegen) bitzeln ist aber auch die davon abgeleitete Bezeichnung für einen bestimmten Schmerz: Speziell die Handfläche kann einem bitzeln, nachdem man damit kräftig (wo auch immer) zugeschlagen hat.
bremasln (Betonung auf dem e!) hingegen ist ein prickelnder Schmerz, wie er zum Beispiel auftritt, wenn man mit einer Brennnessel Bekantschaft geschlossen hat, oder auch, wenn man sich - bei nicht allzu hoher Spannung (bis etwa 50V) - elektrisiert (bei höherer Spannung sagt man: es hod mi grissn, wenn man einen Schlag abbekommen hat) Auch wenn man sich das narische baa (den Nervus ulnaris am Ellenbogenhöcker) angeschlagen (aughaud) hat, bremasld das noch einige Zeit bis in den kleinen Finger. (Abgesehen von dieser Bedeutung, nennt man manchmal auch das brutzelnde, prasselnde Geräusch so, das durch einen schadhaften elektrischen Kontakt - z.B. in einer Steckdose oder Lampenfassung - verursacht wird.)
dogazn ist eine weitere Form des Schmerzes: diesmal handelt es sich um einen pulsierenden, pochenden Schmerz. (nicht zu verwechseln mit bogazn: das ist die pulsierende Bewegung eines Ringmuskels - z.B. bei Hühnern nach dem Eierlegen)
baumsdig - bamstig nennt man eine Empfindung einer gwissen Gefühllosigkeit oder taubheit, wie sie bei Schwellungen oder einer Lokal-Anästhesie auftritt (das Wort kommt von dem ausgestorbenen Wort Bams, welches einen ausgestopften Sitz bezeichnete)
ofian - Abführen sagte man zu Durchfall
heazkaschbal - der Herzkasperl ist gar nicht lustig, das ist nämlich der Herzinfarkt.
lungenbodschn - Lungenpatschen ist der Lungeninfarkt. Ein Patschen ist ja ein platter Reifen. Genau so stellt man sich das bei der Lunge vor, wenn sie zusammen fällt.
fraasn war eine Bezeichnung für eine tödliche Erkrankung bei Kleinkindern, die mit Krämpfen und Zuckungen einher ging (Fraisen). Heute verwendet man dieses Wort nur in: do griag i jo glei di fraasn - ich dreh gleich durch. Zur Verstärkung sagt man auch: boggalfraasn
fuasmarod - fußmarod kann man jeden nennen, der ein wenig haadschd, also hinkt oder auf eine andere Art gehbehindert ist. des schdiggal kaun i scho gee, i bin jo ned fuasmarod
s reissade - das Reißende hat ein oida dagara, ein alter Tattergreis.
Samstag, 7. August 2010
Samstag, 24. Juli 2010
Gigrizbodschn, Dribbsdrüü und Scheibbs-Nebraska
Eine Kuriosität in unserer Gegend sind - teilweise erfundene - Ortsnamen, die zur Erläuterung bestimmter Sachverhalte herangezogen werden.
Gigrizbodschn ist eine abfällige Bezeichnung für einen rückständigen Provinzort, beziehungsweise für das 08/15-Dorf schlechthin. Sein deutsches Pendant ist Buxtehude (ich weiß, das gibts wirklich, aber ich meine das andere) respektive Hintertupfing.
Kuriosität am Rande: Kickritzpotschen hat es sogar bis in die DDR geschafft, wo Lutz Lahoda sein berühmtes Lied (jetzt ohne Schmäh, der war wirklich berühmt) Die Blasmusik von Kickritzpotschen gesungen hat.
Dribbsdrüü - nach Tripsdrill ist die Antwort auf die Frage: wo fährst du hin? wenn man es dem Fragenden nicht unbedingt auf die Nase binden will. Eine andere Funktion des Wortes ist, jemanden nach Tripstrill zu schicken. Man will ihm damit sagen, dass er ein einfältiger Mensch ist. Tripstrill ist ein erfundener Ortsname (nein, der Erlebnispark Tripsdrill in Baden-Würthenberg heißt nicht nach dem Ort, wo er ist) Nach einem alten schwäbischen Volksglauben steht in Tripstrill eine Mühle, in der alte Weiber wieder jung gemahlen werden. (Übrigens: anscheinend aufgrund eines Hörfehlers sagt man in manchen Familien hier auch Bibbsdrüü)
Scheibbs und Nebraska sind sozusagen die beiden Endpunkte, wenn wir die zivilisierte Welt durchmessen. Wenn wir Qualität herausstreichen wollen, sagen wir: Das beste Bier, Konzert, Lokal etc. fon Scheibbs bis Nebraska - ich habe allerdings eine Frau auch einmal folgenden Satz sagen hören (es ging darum, was sie machen würde, wenn ihr Sohn dieses und jenes tun würde) nau, mid dem forad i! owa üwa Ybbs-Scheibbs-Nebraska! (für alle Nicht-Niederösterreicher: Ybbs und Scheibbs gibt es wirklich! Gleich hier um's Eck!)
Dschibuddi - Dschibuti ist schon wirklich sehr weit weg, sehr klein und sehr unbekannt. Wenn wir zum Beispiel ausdrücken wollen, dass wir wegen eines Sonderangebotes nicht viele Kilometer fahren wollen, können wir sagen: wegn dem foari do ned bis Dschibuddi
Gialingugging und Mauöling - es war immer schon sehr beliebt, Mitmenschen den Aufenthalt in der Klapsmühle nahe zu legen, wenn sie kuriose Meinungen vertraten: waunsd so weida duasd, fians di noch Gialingugging. Als Kind habe ich die beiden Namen nur für lustige Wörter gehalten, bis mir klar wurde, dass sich sowohl in Gugging als auch in Mauer-Öhling tatsächlich eine Nervenheilanstalt befindet (die im heutigen Maria Gugging befindliche Landesnervenklinik wurde 1885 als "NÖ Landes Anstaltsfiliale Kierling-Gugging" eröffnet; in Mauer-Öhling entstand die "Landesheil- und Pflegeanstalt für Geisteskranke", das heutige Landesklinikum, in den Jahren 1898-1902)
Zweandoaf - nein, mein Großvaterfuhr nicht nach Zwerndorf, wenn er dort hin musste. Er fuhr nach Wien! Ursprünglich entstanden aus z Wean (zu Wien), hängte man - als kleine Stichelei gegen die Bundeshauptstadt - ein Dorf an. Immer schon gab es ja diesen kleinen Konflikt zwischen St.Pölten und Wien (die einen bezeichneten die anderen als Großkopferte - die anderen die einen als Gscherte) und das führte immer wieder zu netten Witzen, wie diesem: "Welches ist das schönste Autokennzeichen in Niederösterreich?" "M" "Was ist M?" "Ein Wiener, der am Dach liegt!"
Wean - wüüsd noch Wean schaun? das war eine gefährliche Drohung, die meist die älteren Buben gegenüber den jüngeren aussprachen: es bedeutete, sie mit beiden Händen am Kopf - genau bei den Ohren - zu packen und hoch zu heben: das war schmerzhaft.
Möök - Melk. Nur in der Phrase: mid Möök delefonian. Dorthin telefoniert man also ab und zu, und zwar zum Beispiel dann, wenn man sich den ausgiebigen Bierkonsum vom Feuerwehrfest noch einmal durch den Kopf gehen lässt. Ein lautmalerischer Ort also.
Mariabrunn kommt in dem alten Kinderreim vor, den heute kaum noch jemand kennt:
Marienkefal fliag,
fliag noch Mariabrunn,
und bring uns murgn und üwamurgn
a rechd a scheene sun
...das sagten die Mädchen auf, wenn sie einen Marienkäfer (Frauenkäfer) fanden, ihn am Finger hochkrabbeln ließen, bis er schließlich die Flügel spreizte und davonflog.
Minimundus ist ein Freizeitpark bei Klagenfurt in Kärnten, wo berühmte Bauwerke im Maßstab 1:25 nachgebaut wurden; des is da buagamasda fon Minimundus sagt man folglich zu einem Mitmenschen, den man im angelsächsischen Sprachraum neuerdings als "vertically challenged" bezeichnet.
Gigrizbodschn ist eine abfällige Bezeichnung für einen rückständigen Provinzort, beziehungsweise für das 08/15-Dorf schlechthin. Sein deutsches Pendant ist Buxtehude (ich weiß, das gibts wirklich, aber ich meine das andere) respektive Hintertupfing.
Kuriosität am Rande: Kickritzpotschen hat es sogar bis in die DDR geschafft, wo Lutz Lahoda sein berühmtes Lied (jetzt ohne Schmäh, der war wirklich berühmt) Die Blasmusik von Kickritzpotschen gesungen hat.
Dribbsdrüü - nach Tripsdrill ist die Antwort auf die Frage: wo fährst du hin? wenn man es dem Fragenden nicht unbedingt auf die Nase binden will. Eine andere Funktion des Wortes ist, jemanden nach Tripstrill zu schicken. Man will ihm damit sagen, dass er ein einfältiger Mensch ist. Tripstrill ist ein erfundener Ortsname (nein, der Erlebnispark Tripsdrill in Baden-Würthenberg heißt nicht nach dem Ort, wo er ist) Nach einem alten schwäbischen Volksglauben steht in Tripstrill eine Mühle, in der alte Weiber wieder jung gemahlen werden. (Übrigens: anscheinend aufgrund eines Hörfehlers sagt man in manchen Familien hier auch Bibbsdrüü)
Scheibbs und Nebraska sind sozusagen die beiden Endpunkte, wenn wir die zivilisierte Welt durchmessen. Wenn wir Qualität herausstreichen wollen, sagen wir: Das beste Bier, Konzert, Lokal etc. fon Scheibbs bis Nebraska - ich habe allerdings eine Frau auch einmal folgenden Satz sagen hören (es ging darum, was sie machen würde, wenn ihr Sohn dieses und jenes tun würde) nau, mid dem forad i! owa üwa Ybbs-Scheibbs-Nebraska! (für alle Nicht-Niederösterreicher: Ybbs und Scheibbs gibt es wirklich! Gleich hier um's Eck!)
Dschibuddi - Dschibuti ist schon wirklich sehr weit weg, sehr klein und sehr unbekannt. Wenn wir zum Beispiel ausdrücken wollen, dass wir wegen eines Sonderangebotes nicht viele Kilometer fahren wollen, können wir sagen: wegn dem foari do ned bis Dschibuddi
Gialingugging und Mauöling - es war immer schon sehr beliebt, Mitmenschen den Aufenthalt in der Klapsmühle nahe zu legen, wenn sie kuriose Meinungen vertraten: waunsd so weida duasd, fians di noch Gialingugging. Als Kind habe ich die beiden Namen nur für lustige Wörter gehalten, bis mir klar wurde, dass sich sowohl in Gugging als auch in Mauer-Öhling tatsächlich eine Nervenheilanstalt befindet (die im heutigen Maria Gugging befindliche Landesnervenklinik wurde 1885 als "NÖ Landes Anstaltsfiliale Kierling-Gugging" eröffnet; in Mauer-Öhling entstand die "Landesheil- und Pflegeanstalt für Geisteskranke", das heutige Landesklinikum, in den Jahren 1898-1902)
Zweandoaf - nein, mein Großvaterfuhr nicht nach Zwerndorf, wenn er dort hin musste. Er fuhr nach Wien! Ursprünglich entstanden aus z Wean (zu Wien), hängte man - als kleine Stichelei gegen die Bundeshauptstadt - ein Dorf an. Immer schon gab es ja diesen kleinen Konflikt zwischen St.Pölten und Wien (die einen bezeichneten die anderen als Großkopferte - die anderen die einen als Gscherte) und das führte immer wieder zu netten Witzen, wie diesem: "Welches ist das schönste Autokennzeichen in Niederösterreich?" "M" "Was ist M?" "Ein Wiener, der am Dach liegt!"
Wean - wüüsd noch Wean schaun? das war eine gefährliche Drohung, die meist die älteren Buben gegenüber den jüngeren aussprachen: es bedeutete, sie mit beiden Händen am Kopf - genau bei den Ohren - zu packen und hoch zu heben: das war schmerzhaft.
Möök - Melk. Nur in der Phrase: mid Möök delefonian. Dorthin telefoniert man also ab und zu, und zwar zum Beispiel dann, wenn man sich den ausgiebigen Bierkonsum vom Feuerwehrfest noch einmal durch den Kopf gehen lässt. Ein lautmalerischer Ort also.
Mariabrunn kommt in dem alten Kinderreim vor, den heute kaum noch jemand kennt:
Marienkefal fliag,
fliag noch Mariabrunn,
und bring uns murgn und üwamurgn
a rechd a scheene sun
...das sagten die Mädchen auf, wenn sie einen Marienkäfer (Frauenkäfer) fanden, ihn am Finger hochkrabbeln ließen, bis er schließlich die Flügel spreizte und davonflog.
Minimundus ist ein Freizeitpark bei Klagenfurt in Kärnten, wo berühmte Bauwerke im Maßstab 1:25 nachgebaut wurden; des is da buagamasda fon Minimundus sagt man folglich zu einem Mitmenschen, den man im angelsächsischen Sprachraum neuerdings als "vertically challenged" bezeichnet.
Mittwoch, 21. Juli 2010
keads es zaumm?
Als eines Morgens zwei neue Arbeiter an der Baustelle erscheinen, fragt sie der Polier: keads es zwa zaumm? Daraufhin antwortet der eine: naa, i bin baggafoara, ea kead zaumm!
Neben der bereits besprochenen Vorsilbe da- gibt es im Dialekt einen weiteren Präfix, der hier viel umfangreicher und fantasievoller eingesetzt wird, als im Standarddeutsch: zaumm- (zusammen-). Er ist ein treuer Begleiter bei allen Tätigkeiten, bei denen etwas - was auch immer - in irgendeiner Form gesammelt, zerstreute Dinge zueinander gesellt, in eine gewisse Ordnung gebracht werden.
Um des Dialektes nicht Mächtige nicht weiter auf die Folter zu spannen: zaumm kean kann man als "zusammen gehören" verstehen, aber auch als "kehren, fegen". Dieses Wortspiel macht also den eingangs erzählten Witz aus. Auch folgende Wörter verstehen sich durchaus als Handlungen, die mit dem Zusammenführen oder in Ordnung Bringen von Gegenständen zu tun haben:
zaummschuasdan (auch: zaummbfisdan, zaummbandan, zaummschdobben) ist die abwertende Form von Zusammenbauen: beim Zusammenschustern klingt das Schimpfwort: du bisd a schuasda! an, für einen handwerklich unbegabten Menschen. Schon in Jakob und Wilhelm Grimms Wörterbuch (1838) heißt es: "schustern: auch sonst vielfach von stümperhafter Arbeit, pfuschen, etwas zusammenflicken"; Zusammenpfistern und -bandern heißt ebenso: etwas unprofessionell zusammenbauen (vergleiche: auddo-bandan: hobbymäßig oder im Pfusch Autos reparieren) wobei Zusammenpfistern die schlimmste Form des Pfuschs bedeutet: hier war kriminelle Unfähigkeit am Werk. Zusammenstoppeln schließlich gemahnt an die Art und Weise, wie die Teile miteinander verbunden werden: sie werden nur zusammengesteckt.
zaumm-maundschgan - man kann auch in der Küche einiges falsch machen: dieses Verb bedeutet so etwas wie zusammen-pantschen, bezieht sich aber hauptsächlich auf feste Inhaltsstoffe.
zaummroaln (meidlinger L!) ist ebenso ein Wort aus der Arbeitswelt (siehe auch: aufgwaan, umbeaddln, weangln, zaummschbeenln) und beschreibt die (unprofessionelle) Tätigkeit, bei der man mehrere Teile miteinander verbindet, indem man sie gemeinsam mit Draht umwickelt.
zaummschbeenln heißt, etwas mit Stecknadeln (schbee-nodln) fixieren, Textilien mit Stecknadeln provisorisch aneinanderheften.
zaummhoidn - neben der allgemein verständlichen Bedeutung zusammenhalten (z.B. transitiv: das Geld, intransitiv: gute Freunde) findet sich dieses Wort vor allem in der knappen aber gleichwohl unmissverständlichen Zurechtweisung hoids zaumm! halts Maul! (natürlich ist gemeint, man möge die babbaladua, also Unter- und Oberkiefer gefälligst beisammen lassen)
zaummgrochn - zusammenkrachen können in erster Line zwei Menschen, deren konkrete Vorstellungen über einen Sachverhalt diametral auseinander liegen. gesdan bini mid mein schwindlichn nochban zaummgrochd. i hob eam gfrogd, obs bei eam eibrochn haum, dasa aum sundog in da frua zum rosnmaan aufaungd!
zaumsaumsdan - dieses Wort hat es wohl nicht in viele Familien in der Stadt geschafft. Es kommt aus dem Umland von St.Pölten. Bei den Bauern war es früher üblich, den Hausputz immer am Samstag zu erledigen. Das heißt, der Sand, der am Küchenboden aufgestreut war und den Schmutz der Woche aufgesaugt hatte, wurde weggekehrt, und neuer Sand wurde aufgestreut. Dazu sagte man zaumsaumsdan
zaummrama - aufräumen. Sehr anschaulich können wir uns hier vorstellen, wie verstreute Dinge wieder zusammen an ihren Aufbewahrungsort gebracht werden. Es gibt auch eine übertragene Bedeutung, die gar nicht so häufig verwendet wird, aber wenn, dann sehr eindrucksvoll: wenn jemand, der vielleicht etwas Unruhe oder Chaos in eine Gesprächsrunde gebracht hatte, sein Gehen ankündigt, kann man ihm durchaus sagen: hosd rechd, ge haam, daunn is wenigsdns zaummgramd aa.
zaummloosn (von loosen: lauschen; vgl.: de loosa - die Ohren) Wenn jemand wieder einmal Gerüchte verbreitet, nachdem er sich aus verschiedenen Äußerungen, die er wo gehört hat, einen Reim gemacht hat, sagt man: dea hod wo wos zaummgloosd und jezd dazööda widara gschichdl.
zaummreden - Unsinn daherreden. heasd, wos redsdn zaumm? des schdimmd jo goa ned! was redest du da? das stimmt ja gar nicht! Zusammen-Reden kann man sich so vorstellen, dass mehrere Aussagen, die nichts miteinander zu tun haben, oder nicht in diesen Zusammenhang gehören, zu einem Satzganzen zusammengefügt werden - und daher scheinbar Unsinn ergeben. (analog dazu kann man auch andere Handlungen des Unsinns zeihen, indem man zaumm- davorsetzt: wos foasdn firan koarl zaumm - wie fährst du denn Auto? wos schreibsdn do firan bledsin zaumm - was schreibst du denn da für einen Unsinn? )
zaummzwiggn kann man nicht nur mit einer Zange. Dieses Verb beschreibt auch sehr bildhaft die Tätigkeit des musculus sphincter ani, wenn man schon große Not, aber keine Gelegenheit (sprich Toilette) hat.
zaummglaubm - eine Erweiterung des unspezifischen glaubm, also klauben. zaummglaubm heißt in erster Linie Dinge vom Boden aufsammeln, kann aber getrost mmer statt aufheben oder aufklauben verwendet werden, weil zaumm- einfach bodenständiger klingt als auf-
zaummessn - aufessen. Vielleicht sagt man das ja auch deswegen, weil ja laut einer alten Tischweisheit im mogn ee ois zaummkummd
zaummdelefonian - seit wir jederzeit mobiltelefonisch erreichbar sind, brauchen wir, wenn wir uns treffen wollen, das nicht mehr lang im Voraus planen, wir sagen: do delefonian ma uns no zaumm
zaummdringgn - Eine gemütliche alte Sitte am Ende eines Gasthausbesuchs. Man sagt nicht: trinkt aus! wenn es Zeit zu gehen ist, sondern: dringgds eich zaumm!
zaummboggn - boggds eich zaumm! heißt wörtlich packt euch zusammen! und meint: packt eure Sachen, macht euch reisefertig! (auch wenn die Reise nur nach Hause geht)
zaummdidschn ist das lautmalerische Wort für einen leichten Zusammenstoß, bei dem kaum mehr als das Geräusch "ditsch" entsteht. se san midn hian zaummdidschd: sie sind mit der Stirne zusammengestoßen.
Eine etwas andere Bedeutung kann zaumm bei manchen Wörtern annehmen, wenn es darum geht, ein Zusammensinken, -fallen, -stürzen oder ähnliches zu beschreiben, also einen Sachverhalt, bei dem Teile - bildlich gesprochen - wie Karten eines Kartenhauses oder die Wände eines einstürzenden Gebäudes zusammen-(einander zu) fallen.
zaummdraan - mi hods zaummdraad heißt: "ich bin ohnmächtig geworden": ich bin in einer Drehbewegung zu Boden gegangen. Man kann auch sagen i bin zaummgaunga (nicht zu verwechseln mit eigaunga: der is eigaunga wiara beemische leiwaund!)
zaummfian ist die weniger schlimme Variante vom kürzlich besprochenen dafian: mit einem Fahrzeug niederstoßen. während dafian letal ist, kann man zaummfian durchaus überleben.
zaummhaun kaputt machen. des haud mi zimlich zaumm heißt: das macht mich ziemlich fertig.
zaummscheissn - (vgl. das standarddeutsche "Anschiss") jemanden zusammenputzen, jemanden scharf zurechtweisen. Dieses Wort weist immer auf eine Hierarchie hin: zusammenscheissen kann man nur jemanden, der in der Hierarchie unter einem steht.
zaummbraggd (auch: zbraggd) - flach geschlagen, zerdrückt (ein bragga - Pracker ist ein Schläger) kommt praktisch nur in Form des Partizip II vor. Meistens sind es Kröten und Frösche, die der Automobilität zum Opfer fallen und dann am Pflaster kleben: im übertragenen Sinn kann man sagen: du ligsd do wiara zaummbraggde grod wenn jemand alle Viere von sich streckt.
Neben der bereits besprochenen Vorsilbe da- gibt es im Dialekt einen weiteren Präfix, der hier viel umfangreicher und fantasievoller eingesetzt wird, als im Standarddeutsch: zaumm- (zusammen-). Er ist ein treuer Begleiter bei allen Tätigkeiten, bei denen etwas - was auch immer - in irgendeiner Form gesammelt, zerstreute Dinge zueinander gesellt, in eine gewisse Ordnung gebracht werden.
Um des Dialektes nicht Mächtige nicht weiter auf die Folter zu spannen: zaumm kean kann man als "zusammen gehören" verstehen, aber auch als "kehren, fegen". Dieses Wortspiel macht also den eingangs erzählten Witz aus. Auch folgende Wörter verstehen sich durchaus als Handlungen, die mit dem Zusammenführen oder in Ordnung Bringen von Gegenständen zu tun haben:
zaummschuasdan (auch: zaummbfisdan, zaummbandan, zaummschdobben) ist die abwertende Form von Zusammenbauen: beim Zusammenschustern klingt das Schimpfwort: du bisd a schuasda! an, für einen handwerklich unbegabten Menschen. Schon in Jakob und Wilhelm Grimms Wörterbuch (1838) heißt es: "schustern: auch sonst vielfach von stümperhafter Arbeit, pfuschen, etwas zusammenflicken"; Zusammenpfistern und -bandern heißt ebenso: etwas unprofessionell zusammenbauen (vergleiche: auddo-bandan: hobbymäßig oder im Pfusch Autos reparieren) wobei Zusammenpfistern die schlimmste Form des Pfuschs bedeutet: hier war kriminelle Unfähigkeit am Werk. Zusammenstoppeln schließlich gemahnt an die Art und Weise, wie die Teile miteinander verbunden werden: sie werden nur zusammengesteckt.
zaumm-maundschgan - man kann auch in der Küche einiges falsch machen: dieses Verb bedeutet so etwas wie zusammen-pantschen, bezieht sich aber hauptsächlich auf feste Inhaltsstoffe.
zaummroaln (meidlinger L!) ist ebenso ein Wort aus der Arbeitswelt (siehe auch: aufgwaan, umbeaddln, weangln, zaummschbeenln) und beschreibt die (unprofessionelle) Tätigkeit, bei der man mehrere Teile miteinander verbindet, indem man sie gemeinsam mit Draht umwickelt.
zaummschbeenln heißt, etwas mit Stecknadeln (schbee-nodln) fixieren, Textilien mit Stecknadeln provisorisch aneinanderheften.
zaummhoidn - neben der allgemein verständlichen Bedeutung zusammenhalten (z.B. transitiv: das Geld, intransitiv: gute Freunde) findet sich dieses Wort vor allem in der knappen aber gleichwohl unmissverständlichen Zurechtweisung hoids zaumm! halts Maul! (natürlich ist gemeint, man möge die babbaladua, also Unter- und Oberkiefer gefälligst beisammen lassen)
zaummgrochn - zusammenkrachen können in erster Line zwei Menschen, deren konkrete Vorstellungen über einen Sachverhalt diametral auseinander liegen. gesdan bini mid mein schwindlichn nochban zaummgrochd. i hob eam gfrogd, obs bei eam eibrochn haum, dasa aum sundog in da frua zum rosnmaan aufaungd!
zaumsaumsdan - dieses Wort hat es wohl nicht in viele Familien in der Stadt geschafft. Es kommt aus dem Umland von St.Pölten. Bei den Bauern war es früher üblich, den Hausputz immer am Samstag zu erledigen. Das heißt, der Sand, der am Küchenboden aufgestreut war und den Schmutz der Woche aufgesaugt hatte, wurde weggekehrt, und neuer Sand wurde aufgestreut. Dazu sagte man zaumsaumsdan
zaummrama - aufräumen. Sehr anschaulich können wir uns hier vorstellen, wie verstreute Dinge wieder zusammen an ihren Aufbewahrungsort gebracht werden. Es gibt auch eine übertragene Bedeutung, die gar nicht so häufig verwendet wird, aber wenn, dann sehr eindrucksvoll: wenn jemand, der vielleicht etwas Unruhe oder Chaos in eine Gesprächsrunde gebracht hatte, sein Gehen ankündigt, kann man ihm durchaus sagen: hosd rechd, ge haam, daunn is wenigsdns zaummgramd aa.
zaummloosn (von loosen: lauschen; vgl.: de loosa - die Ohren) Wenn jemand wieder einmal Gerüchte verbreitet, nachdem er sich aus verschiedenen Äußerungen, die er wo gehört hat, einen Reim gemacht hat, sagt man: dea hod wo wos zaummgloosd und jezd dazööda widara gschichdl.
zaummreden - Unsinn daherreden. heasd, wos redsdn zaumm? des schdimmd jo goa ned! was redest du da? das stimmt ja gar nicht! Zusammen-Reden kann man sich so vorstellen, dass mehrere Aussagen, die nichts miteinander zu tun haben, oder nicht in diesen Zusammenhang gehören, zu einem Satzganzen zusammengefügt werden - und daher scheinbar Unsinn ergeben. (analog dazu kann man auch andere Handlungen des Unsinns zeihen, indem man zaumm- davorsetzt: wos foasdn firan koarl zaumm - wie fährst du denn Auto? wos schreibsdn do firan bledsin zaumm - was schreibst du denn da für einen Unsinn? )
zaummzwiggn kann man nicht nur mit einer Zange. Dieses Verb beschreibt auch sehr bildhaft die Tätigkeit des musculus sphincter ani, wenn man schon große Not, aber keine Gelegenheit (sprich Toilette) hat.
zaummglaubm - eine Erweiterung des unspezifischen glaubm, also klauben. zaummglaubm heißt in erster Linie Dinge vom Boden aufsammeln, kann aber getrost mmer statt aufheben oder aufklauben verwendet werden, weil zaumm- einfach bodenständiger klingt als auf-
zaummessn - aufessen. Vielleicht sagt man das ja auch deswegen, weil ja laut einer alten Tischweisheit im mogn ee ois zaummkummd
zaummdelefonian - seit wir jederzeit mobiltelefonisch erreichbar sind, brauchen wir, wenn wir uns treffen wollen, das nicht mehr lang im Voraus planen, wir sagen: do delefonian ma uns no zaumm
zaummdringgn - Eine gemütliche alte Sitte am Ende eines Gasthausbesuchs. Man sagt nicht: trinkt aus! wenn es Zeit zu gehen ist, sondern: dringgds eich zaumm!
zaummboggn - boggds eich zaumm! heißt wörtlich packt euch zusammen! und meint: packt eure Sachen, macht euch reisefertig! (auch wenn die Reise nur nach Hause geht)
zaummdidschn ist das lautmalerische Wort für einen leichten Zusammenstoß, bei dem kaum mehr als das Geräusch "ditsch" entsteht. se san midn hian zaummdidschd: sie sind mit der Stirne zusammengestoßen.
Eine etwas andere Bedeutung kann zaumm bei manchen Wörtern annehmen, wenn es darum geht, ein Zusammensinken, -fallen, -stürzen oder ähnliches zu beschreiben, also einen Sachverhalt, bei dem Teile - bildlich gesprochen - wie Karten eines Kartenhauses oder die Wände eines einstürzenden Gebäudes zusammen-(einander zu) fallen.
zaummdraan - mi hods zaummdraad heißt: "ich bin ohnmächtig geworden": ich bin in einer Drehbewegung zu Boden gegangen. Man kann auch sagen i bin zaummgaunga (nicht zu verwechseln mit eigaunga: der is eigaunga wiara beemische leiwaund!)
zaummfian ist die weniger schlimme Variante vom kürzlich besprochenen dafian: mit einem Fahrzeug niederstoßen. während dafian letal ist, kann man zaummfian durchaus überleben.
zaummhaun kaputt machen. des haud mi zimlich zaumm heißt: das macht mich ziemlich fertig.
zaummscheissn - (vgl. das standarddeutsche "Anschiss") jemanden zusammenputzen, jemanden scharf zurechtweisen. Dieses Wort weist immer auf eine Hierarchie hin: zusammenscheissen kann man nur jemanden, der in der Hierarchie unter einem steht.
zaummbraggd (auch: zbraggd) - flach geschlagen, zerdrückt (ein bragga - Pracker ist ein Schläger) kommt praktisch nur in Form des Partizip II vor. Meistens sind es Kröten und Frösche, die der Automobilität zum Opfer fallen und dann am Pflaster kleben: im übertragenen Sinn kann man sagen: du ligsd do wiara zaummbraggde grod wenn jemand alle Viere von sich streckt.
Montag, 12. Juli 2010
waun wos ned zan damochn is
Nicht spezifisch St.Pöltnerisch, sondern typisch für alle bairischen Dialekte sind Verben mit der Vorsilbe da-, die, vor eine Handlung gesezt, ausdrückt, dass man nicht nur das Verrichten der Handlung meint, nicht nur den Versuch, sondern die (wenn auch knappe) Bewältigung. Oft werden solche Wörter in einem verneinten Satzzusammenhang verwendet, um auszudrücken, dass es eben nicht gelang, die Handlung zu beenden, etwas zu schwer, zu anstrengend, zu viel war, um die Sache zum Abschluss zu bringen.
Bei manchen Wörtern lässt sich der Präfix zwar mit er- übersetzen, aber der Dialekt ist viel erfinderischer als das Standarddeutsch, und so gibt es viele Wörter, die nur mit Hilfe einer Umschribung zu übersetzen sind.
Bei den meisten der folgenden Wörter lässt sich die Vorsilbe mit er- übersetzen. Interessanterweise sind viele der Begriffe Tötungsarten:
dadruggn (erdrücken)
dafian (von: führen; in etwa: jem. tot fahren) gesdan haums d kozz dafiad
dasauffm (ersaufen)
daschlogn (erschlagen)
dadränggn (ertränken)
daschiassn (erschießen)
daweaffm (in etwa: in Tötungsabsicht zu Boden werfen) de jungen kazzln haums dawoaffm
dawiagn (erwürgen)
dakena (erkennen) jezd howi ina one brüün scho glei ned dakend!
dakumma (erschrecken, intransitiv) jezd bini owa dakumma!
dalebm (erleben) das i des nu dalebm deaf!
dalinschd (erspäht) i hob di glei dalinschd, wiari ins wiadshaus einekumma bin
dawischn (erwischen) hobidi dawischd!
dazöön (erzählen) dazöö ma wos neigs
Bei manchen Wörtern lässt sich der Präfix zwar mit er- übersetzen, aber der Dialekt ist viel erfinderischer als das Standarddeutsch, und so gibt es viele Wörter, die nur mit Hilfe einer Umschribung zu übersetzen sind.
damochn (machen) es woa ned zan damochn es war nicht zu schaffen (Anmerkung: es steht zan statt zum, weil ein d folgt. Der St.Pöltner ist ein bisschen mundfaul und verschleift gern beieinander stehende Konsonanten. Man sagt ja auch nicht Sangd Böddn sondern Samböddn)
daboggn (packen) glaubsd, daboggda de brüfung? glaubst du, schafft er die Prüfung?
da-oaweiddn (arbeiten) in ana wochn is des scho zan da-oaweiddn in einer Woche Arbeit ist das schon zu schaffen
dadraan (drehen) de wossabibbm is so eigrosd, de is ned zan dadraan der Wasserhahn ist so verrostet, er lässt sich beim besten Willen nicht mehr drehen
dagreiffm (greifen) midde diggn handschuach dagreifi de dasdn von mein delefon ned mit den dicken Handschuhen kann ich die Tasten meines Telefons nicht bedienen
daglenga (hinlangen) daglengsdas? ist die Frage, ob jemandes Arm lang genug ist, um eine Sache zu fassen zu kriegen. gib ma bidschen di kegsdosn fom kosdn owa, i daglengs ned gib mir bitte die Keksdose, die am Schrank steht, ich erreiche sie nicht mit meiner Hand
dahoidn (halten) mia is des dabledd midde glasln owegfoin, i hobs nimma dahoidn mir ist das Tablett mit den Gläsern aus der Hand gefallen, ich habe es nicht mehr halten können, es war mir zu schwer
da-essn (essen) ma, is des a risnboazzion, des is jo ned zan da-essn! oh, ist das eine Riesenportion, das alles aufzuessen, schafft man ja gar nicht! (in der "Tante Jolesch" kommt sozusagen das Pendant dazu vor: angesichts der Riesenportion ruft einer: das wird ja morgen ned zum dascheissn sein!)
dagee (gehen) in ana schdund is de schdreggn ned zan dagee eine Stunde Gehzeit ist für diese Strecke nicht zu schaffen des wiad si scho dagee bis uma fire das geht sich schon aus bis Vier Uhr
dahean (hören) wos woa des fira duachsoge? i hobs ned dahead! was war das für eine Durchsage? ich konnte es nicht richtig hören!
darena (rennen, laufen) da Messi hod in Dschawi sein bass nimma darend Messi hat den Pass von Xavi nicht mehr erlaufen
daschiam (schieben) daschiabsdas, oda solli wen hoin, dea da hüfd? schaffst du's, es zu schieben, oder soll ich Hilfe holen?
daschneidn (schneiden) des gsöchde is so zaach, des is ned zan daschneidn das Selchfleisch ist so zäh, das läßt sich einfach nicht schneiden
dadrogn (tragen) ein böser Städter-Witz über die Landbevölkerung lautet: waasd, wiasd an bauan umbringa kaunsd? du schengsd eam mea ois wos a dadrogn kau weißt du, wie man einen Bauern umbringt? man schenkt ihm mehr als er tragen kann
dazaan (ziehen, schleppen) heasd, dei doschn is so schwer, de dazaasd jo fosd ned hör mal, deine Tasche ist so schwer, die kann man ja fast nicht schleppen
dazoin (zahlen) hau ma jo mei auddo ned zaumm, des kenddasd goa ned dazoin! beschädige nur ja nicht mein Auto, das kannst du dir gar nicht leisten!
Bei den meisten der folgenden Wörter lässt sich die Vorsilbe mit er- übersetzen. Interessanterweise sind viele der Begriffe Tötungsarten:
dadruggn (erdrücken)
dafian (von: führen; in etwa: jem. tot fahren) gesdan haums d kozz dafiad
dasauffm (ersaufen)
daschlogn (erschlagen)
dadränggn (ertränken)
daschiassn (erschießen)
daweaffm (in etwa: in Tötungsabsicht zu Boden werfen) de jungen kazzln haums dawoaffm
dawiagn (erwürgen)
dagladdschn (von: klatschen; in etwa: inflagranti erwischen) ea hod dschigg gschmuggld, auf da grenzz haums eam daun dagladdschd
dakumma (erschrecken, intransitiv) jezd bini owa dakumma!
dalebm (erleben) das i des nu dalebm deaf!
dalinschd (erspäht) i hob di glei dalinschd, wiari ins wiadshaus einekumma bin
dawischn (erwischen) hobidi dawischd!
dazöön (erzählen) dazöö ma wos neigs
Donnerstag, 8. Juli 2010
auf wos ma sizzn kau
Langsam aber sicher wird Österreich verSofat und verStuhlt ...eine weitere Auswirkung der Ikea-isierung unserer Wohnungen.
Es ist ja wohl inzwischen auch in Ländern jenseits des Weißwurschtäquators bekannt, dass man hierzulande unter Stuhl keine Sitzgelegenheit versteht. Stuhl kann zwar auch weich oder hart sein, für weitere Details fragen sie aber besser ihren Arzt oder Apotheker.(Einzig in zusammengesetzten Wörtern wie Liegestuhl, Schaukelstuhl oder Beichtstuhl kommt dieses Wort in seiner bundesdeutschen Bedeutung vor)
Sessel heißt das bei uns. Ein Sessel ist eine einfache Sitzgelegenheit ohne Armlehnen, maximal die Sitzfläche ist gepolstert. Was man in Deutschland Sessel nennt, heißt hier Fauteuil.
Sofa ist nur eine von vielen Bezeichnungen für eine Mehrpersonensitzgelegenheit. Wir haben dieses Wort selten benutzt, am ehesten noch in Kaminsofa. Hier folgt eine Auswahl an Bezeichnungen, die hierzulande verwendet wurden und werden:
Sizbaungg (Sitzbank) ist eine allgemeine Bezeichnung für eine Sitzgelegenheit mit Rückenlehne für mehrere Personen. Sie kann auch nur aus Holz sein.
Eggbaungg (Eckbank) in den 60ern war dieses Modell modern: die Sitzfläche beider Teile der L-förmigen Bank war eine Klappe. Die Eckbank bestand also aus zwei Truhen zum Verstauen von jeder Menge Zeug.
Beddbaungg (Bettbank) ist der Klassiker. Meistens als anderes Wort für Couch verwendet, wird es aber auch gerne benutzt, um ein Sitzmöbel zu beschreiben, das einteilig oder doppelt ausziehbar als Notschlafstelle dienen kann.
Fodöö (Fauteuil) nennt man die Ein-Personen-Sitzgelegenheit, zu der sie in Deutschland Sessel sagen: ein Fauteuil ist immer (meist rundum) gepolstert und hat immer Armlehnen
Sizganidua (Sitzgarnitur) bestehend aus einer Bettbank oder einem Sofa und mehreren Fauteuils. Ist sie aus Leder, sagt man: Ledaganidua (Josef Haders Erinnerung an die 70er Jahre: "de gaggbraune kunsdledaganidua, da flisndisch und da fodda im ruadaleiwal midn bia in da haund")
Wonzimmakaudsch oder einfach Kaudsch die Couch eben.
Loddabedd (Lotterbett) eine wunderschöne Bezeichnung für eine Liege oder Bettbank, auf der, wie das Wort impliziert, nicht nur geruht wurde.
Lige eine Liege ist ja mehr eine Liege- als eine Sitzgelegenheit. Sie hat meist keine Rückenlehne, manchmal einen erhöhten Kopfteil.
Diwan sagte man zu einem Möbelstück, das mehr wie eine Liege mit niedriger Rückenlehne aussieht. Das Wort Diwan kommt von den Polsterbänken die üblicherweise in orientalischen Ratskammern ("Diwan") entlang der Wände anzufinden waren.
Kanabee Kanapee sagte man früher zum Sofa.
Scheslong (Chaiselongue) wie der Name schon sagt, ein (in Richtung Fußende) verlängerter Fauteuil. Früher machte man da drauf den Mittagsschlaf. Meine Großtante hatte noch einen, da aber die Wohnungen später immer weniger Platz boten, verzichtete man auf dieses Möbel und legte sich zu Mittag auf die Couch.
Oddoman die Ottomane ist ein Liegesofa ohne Rückenlehne, oder mit einer Rückenlehne, die nicht über die gesamte Längsseite geführt ist und am freien Ende auch keine Armlehne besitzt.
Schdoggal (Stockerl) ist ein Hocker: ganz ohne Lehnen, nur für eine Person, aber genau so hoch wie ein Sessel.
Heirignbaungg (Heurigenbank) ist jene genormte zusammenklappbare Bank wie sie in (einfachen) Heurigenlokalen oder bei Zeltfesten usw. Verwendung findet. Das Ensemble aus Klapptisch und zwei Bänken nennt man Heurigengarnitur.
Schamal oder Schaume ist ein Niedriger Holzschemel
...und wo man natürlich noch sitzen kann:
am Scheam, am Heisl oder am Dron: der Scherm (von Scherbe) ist der Nachttopf. Häusl (früher war das Plumpsklo ja ein eigenes kleines Häuschen abseits des Wohngebäudes) und Thron bezeichnen natürlich die Toilette, das ist jener Ort, wo da Keisa zfuas ged.
Es ist ja wohl inzwischen auch in Ländern jenseits des Weißwurschtäquators bekannt, dass man hierzulande unter Stuhl keine Sitzgelegenheit versteht. Stuhl kann zwar auch weich oder hart sein, für weitere Details fragen sie aber besser ihren Arzt oder Apotheker.(Einzig in zusammengesetzten Wörtern wie Liegestuhl, Schaukelstuhl oder Beichtstuhl kommt dieses Wort in seiner bundesdeutschen Bedeutung vor)
Sessel heißt das bei uns. Ein Sessel ist eine einfache Sitzgelegenheit ohne Armlehnen, maximal die Sitzfläche ist gepolstert. Was man in Deutschland Sessel nennt, heißt hier Fauteuil.
Sofa ist nur eine von vielen Bezeichnungen für eine Mehrpersonensitzgelegenheit. Wir haben dieses Wort selten benutzt, am ehesten noch in Kaminsofa. Hier folgt eine Auswahl an Bezeichnungen, die hierzulande verwendet wurden und werden:
Sizbaungg (Sitzbank) ist eine allgemeine Bezeichnung für eine Sitzgelegenheit mit Rückenlehne für mehrere Personen. Sie kann auch nur aus Holz sein.
Eggbaungg (Eckbank) in den 60ern war dieses Modell modern: die Sitzfläche beider Teile der L-förmigen Bank war eine Klappe. Die Eckbank bestand also aus zwei Truhen zum Verstauen von jeder Menge Zeug.
Beddbaungg (Bettbank) ist der Klassiker. Meistens als anderes Wort für Couch verwendet, wird es aber auch gerne benutzt, um ein Sitzmöbel zu beschreiben, das einteilig oder doppelt ausziehbar als Notschlafstelle dienen kann.
Fodöö (Fauteuil) nennt man die Ein-Personen-Sitzgelegenheit, zu der sie in Deutschland Sessel sagen: ein Fauteuil ist immer (meist rundum) gepolstert und hat immer Armlehnen
Sizganidua (Sitzgarnitur) bestehend aus einer Bettbank oder einem Sofa und mehreren Fauteuils. Ist sie aus Leder, sagt man: Ledaganidua (Josef Haders Erinnerung an die 70er Jahre: "de gaggbraune kunsdledaganidua, da flisndisch und da fodda im ruadaleiwal midn bia in da haund")
Wonzimmakaudsch oder einfach Kaudsch die Couch eben.
Loddabedd (Lotterbett) eine wunderschöne Bezeichnung für eine Liege oder Bettbank, auf der, wie das Wort impliziert, nicht nur geruht wurde.
Lige eine Liege ist ja mehr eine Liege- als eine Sitzgelegenheit. Sie hat meist keine Rückenlehne, manchmal einen erhöhten Kopfteil.
Diwan sagte man zu einem Möbelstück, das mehr wie eine Liege mit niedriger Rückenlehne aussieht. Das Wort Diwan kommt von den Polsterbänken die üblicherweise in orientalischen Ratskammern ("Diwan") entlang der Wände anzufinden waren.
Kanabee Kanapee sagte man früher zum Sofa.
Scheslong (Chaiselongue) wie der Name schon sagt, ein (in Richtung Fußende) verlängerter Fauteuil. Früher machte man da drauf den Mittagsschlaf. Meine Großtante hatte noch einen, da aber die Wohnungen später immer weniger Platz boten, verzichtete man auf dieses Möbel und legte sich zu Mittag auf die Couch.
Oddoman die Ottomane ist ein Liegesofa ohne Rückenlehne, oder mit einer Rückenlehne, die nicht über die gesamte Längsseite geführt ist und am freien Ende auch keine Armlehne besitzt.
Schdoggal (Stockerl) ist ein Hocker: ganz ohne Lehnen, nur für eine Person, aber genau so hoch wie ein Sessel.
Heirignbaungg (Heurigenbank) ist jene genormte zusammenklappbare Bank wie sie in (einfachen) Heurigenlokalen oder bei Zeltfesten usw. Verwendung findet. Das Ensemble aus Klapptisch und zwei Bänken nennt man Heurigengarnitur.
Schamal oder Schaume ist ein Niedriger Holzschemel
...und wo man natürlich noch sitzen kann:
am Scheam, am Heisl oder am Dron: der Scherm (von Scherbe) ist der Nachttopf. Häusl (früher war das Plumpsklo ja ein eigenes kleines Häuschen abseits des Wohngebäudes) und Thron bezeichnen natürlich die Toilette, das ist jener Ort, wo da Keisa zfuas ged.
Mittwoch, 7. Juli 2010
s gwaund fo friara
Im Museum der Mundart bewahrt die Sprache manchmal Dinge, die es längst nicht mehr gibt.
Mit den Menschen, die die alten Bezeichnungen noch kennen, sterben auch die Wörter selbst. Darum hier ein kleiner Teil aus dem großen Schatz aus längst vergangener Zeit: Kleidungsstücke.
Gleidaschiazzn
ist die - meist blau-gemusterte - Kleiderschürze, wie sie von Hausfrauen wie meinen Großmüttern und meiner Mutter bis Anfang der Achtziger tagaus, tagein getragen wurde, sofern sie nicht außer Haus gingen. Diese Kleidungsstücke waren aus einem pflegeleichten Material, denn selbstverständlich wollten sie ihre guten Sachen nicht schmutzig machen.
Rog, Söbsdbinda, Schilee
Rock sagte mein Großvater zu seinem Sakko. Bis in die späten Siebziger wäre er nie ohne Rock und Selbstbinder (Krawatte) auf die Straße gegangen. Unter dem Rog hatte er meistens noch ein Schilee an (Weste oder Gilet). Im Alter sah man ihn schon mal mit einer Strickweste - aber nie ohne Hemd und Krawatte.
Schos oder Kidl
ist hingegen ein Rock nach heutigem Sprachgebrauch: das Kleidungsstück, das meist Frauen tragen.
a daunggbore drabbe drewira-schos ist ein pflegeleichter beige-farbener Trevira-Rock
Leiwerog
Ein ärmelloses Trägerkleid, das über einer Bluse getragen wurde, wurde noch in meiner Kindheit von meiner Großmutter als Leiwerog, also: Leibchen-Rock bezeichnet. Gladl hieß nur das Kleid mit (kurzen oder langen) Ärmeln.
Üwagaungsmaunddl
ist ein leichter Mantel (Schdaubmaunddl - Staubmantel), der in der "Übergangszeit", im Herbst oder Frühjahr getragen wurde, wo es zu warm für den Wintermantel war.
Wedafleg und Hubeaddusmaunddl
Der Wetterfleck ist eine grüne Loden-Kotze (ein rundes Stück Stoff, entweder mit einem Loch für den Kopf oder vorne zu knöpfen), der Hubertusmantel ist ein gerade geschnittener grüner Lodenmantel.
Lembbadschegg
ist die unverkrampft-niederösterreichische Aussprache des Wortes "lumberjack" und bezeichnet also eine "Holzfällerjacke".
Kombinesch
Dieses wunderschöne alte Wort für ein Damenunterkleid stammt vom französischen "combinaison" Es war sozusagen eine Kombination aus Unterhemd und -Rock.
Ruadaleiwal und Unddagaddi
Bei uns war Ruderleibchen die Bezeichnung für das weiße Feinripp-Unterhemd ohne Ärmel (In anderen Familien bezeichnet das Wort allerdings ganz allgemein ein T-Shirt). Das Wort Untergaty (manchmal auch: Gaddihosn - Gatyhose) kommt aus dem Ungarischen: "gatya" heißt dort einfach "Unterhose" (dieses Wort stammt wiederum von Serbo-Kroatisch: gaće), es bezeichnet speziell die sexy lange Herrenunterhose.
Schdizal
sind gestrickte Pulswärmer
Hafalschuach und Goisara
Haferlschuhe sind ein altes Schuhmodell, das als Arbeitsschuhwerk der Bevölkerung der Alpenregion gebräuchlich war. Goiserer waren genagelte strapazierfähige Bergschuhe aus Bad Goisern.
Buimanhaum
also "Pullman-Kappe" nannte man die Baskenmütze. Leider schreibt der Duden "Herkunft ungeklärt" zu dieser Bezeichnung.
Dschako
sagten wir zum beliebten Papier-Falthut. Tschako hieß früher ein Soldatenhut. Der Begriff stammt aus dem Ungarischen und bedeutet „Husarenhelm“, da der Tschako ursprünglich bei den ungarischen Husaren getragen wurde.
Mit den Menschen, die die alten Bezeichnungen noch kennen, sterben auch die Wörter selbst. Darum hier ein kleiner Teil aus dem großen Schatz aus längst vergangener Zeit: Kleidungsstücke.
Gleidaschiazzn
ist die - meist blau-gemusterte - Kleiderschürze, wie sie von Hausfrauen wie meinen Großmüttern und meiner Mutter bis Anfang der Achtziger tagaus, tagein getragen wurde, sofern sie nicht außer Haus gingen. Diese Kleidungsstücke waren aus einem pflegeleichten Material, denn selbstverständlich wollten sie ihre guten Sachen nicht schmutzig machen.
Rog, Söbsdbinda, Schilee
Rock sagte mein Großvater zu seinem Sakko. Bis in die späten Siebziger wäre er nie ohne Rock und Selbstbinder (Krawatte) auf die Straße gegangen. Unter dem Rog hatte er meistens noch ein Schilee an (Weste oder Gilet). Im Alter sah man ihn schon mal mit einer Strickweste - aber nie ohne Hemd und Krawatte.
Schos oder Kidl
ist hingegen ein Rock nach heutigem Sprachgebrauch: das Kleidungsstück, das meist Frauen tragen.
a daunggbore drabbe drewira-schos ist ein pflegeleichter beige-farbener Trevira-Rock
Leiwerog
Ein ärmelloses Trägerkleid, das über einer Bluse getragen wurde, wurde noch in meiner Kindheit von meiner Großmutter als Leiwerog, also: Leibchen-Rock bezeichnet. Gladl hieß nur das Kleid mit (kurzen oder langen) Ärmeln.
Üwagaungsmaunddl
ist ein leichter Mantel (Schdaubmaunddl - Staubmantel), der in der "Übergangszeit", im Herbst oder Frühjahr getragen wurde, wo es zu warm für den Wintermantel war.
Wedafleg und Hubeaddusmaunddl
Der Wetterfleck ist eine grüne Loden-Kotze (ein rundes Stück Stoff, entweder mit einem Loch für den Kopf oder vorne zu knöpfen), der Hubertusmantel ist ein gerade geschnittener grüner Lodenmantel.
Lembbadschegg
ist die unverkrampft-niederösterreichische Aussprache des Wortes "lumberjack" und bezeichnet also eine "Holzfällerjacke".
Kombinesch
Ruadaleiwal und Unddagaddi
Bei uns war Ruderleibchen die Bezeichnung für das weiße Feinripp-Unterhemd ohne Ärmel (In anderen Familien bezeichnet das Wort allerdings ganz allgemein ein T-Shirt). Das Wort Untergaty (manchmal auch: Gaddihosn - Gatyhose) kommt aus dem Ungarischen: "gatya" heißt dort einfach "Unterhose" (dieses Wort stammt wiederum von Serbo-Kroatisch: gaće), es bezeichnet speziell die sexy lange Herrenunterhose.
Schdizal
sind gestrickte Pulswärmer
Hafalschuach und Goisara
Haferlschuhe sind ein altes Schuhmodell, das als Arbeitsschuhwerk der Bevölkerung der Alpenregion gebräuchlich war. Goiserer waren genagelte strapazierfähige Bergschuhe aus Bad Goisern.
Buimanhaum
also "Pullman-Kappe" nannte man die Baskenmütze. Leider schreibt der Duden "Herkunft ungeklärt" zu dieser Bezeichnung.
Dschako
sagten wir zum beliebten Papier-Falthut. Tschako hieß früher ein Soldatenhut. Der Begriff stammt aus dem Ungarischen und bedeutet „Husarenhelm“, da der Tschako ursprünglich bei den ungarischen Husaren getragen wurde.
das bin übrigens ich im Jahr 1965
Sonntag, 16. Mai 2010
bröön, buan, büün, daschln, grammen, schorazn
Unsere Mundart kennt einige onomatopoetische Worte für Geräusche, die keine genaue Entsprechung in der Standardsprache haben.
bröön ("prellen")
beschreibt das Geräusch, sowie den Vorgang, der zum Geräusch führt: etwas, das vibriert und dabei an ein Hindernis stößt, so wie ein schwingendes Lineal, bei dem ein Ende über die Tischkante hinaus reicht, während das andere Ende auf die Tischplatte gepresst wird.
draa den auddoradio leisa, es brööd jo scho de diafagleidung! dreh das Autoradio leiser, es vibriert ja schon die Türverkleidung!
Das Wort wird auch transitiv verwendet: des hods aus da fa-aunggarung aussa brööd wenn etwas durch ständige Vibration gelockert und schließlich aus der Verankerung gerissen wird.
buan ("burren")
Brummen; vor allem, wenn es sich um ein unübliches, oder unüblich lautes Geräusch handelt. is dea kombjudda hii? dea buad so laud! (ist der Computer kaputt? der brummt so laut!) oder als Substantiv: wos isn des fira buan?“ (was ist das für ein brummendes Geräusch?)
Daneben beschreibt dieses Wort das Geräusch - wenngleich fantasievoll übersteigert - eines (umher)laufenden Tieres oder Menschen. Häufig mit der Vorsilbe aus- und in der Bedeutung: Hals über Kopf flüchten.
wiar i en schdaubsauga eigschoidd hob, is d kozz ausn zimma ausbuad. als ich den Staubsauger eingeschaltet habe, ist die Katze aus dem Zimmer geflüchtet.
büün
dieses Wort beschreibt ein einziges Geräusch: das Heulen einer Sirene. Jeden Samstag um 12 Uhr Mittag werden alle Sirenen der Stadt getestet. Das hat schon viele Auswärtige verunsichert.
es is zwöfe, de sirene hod grod büüd!
daschln
Dieses Geräusch macht Wasser, wenn es auf den Boden tropft, und zwar in einer ganz bestimmten Menge: Wenn es stark regnet und eine Dachrinne kaputt ist, dann daschelt das Wasser aufs Pflaster. Regentropfen alleine sind hingegen zu wenig für dieses Geräusch. (bei sehr starkem Regen sagt man allerdings oft, es waschld, oder - etwas derb - es schiffd)
bridschln: dieses Wort bezeichnet zwar auch das Geräusch, das entsteht, wenn eine geringere Wassermenge in ein wassergefülltes Gefäß zurückfällt (zum Beispiel, weil kleine Kinder mit den Händen begeistert im Wasser herumpatschen) hauptsächlich aber jene Tätigkeit, die mit einer kleinen Wassermenge, sowie mit dem Umherspritzen selbiger verbunden ist, insbesondere, um auszudrücken, dass diese Tätigkeit eher nicht sehr Zielgerichtet ist.
Wenn ein Kind die Hände unter die Wasserleitung hält und dadurch das Wasser umherspritzt, sagt man: bridschld ned ollas au!
grammen ("grammeln")
es grochd und grammed: es kracht und knirscht. Während grochn genau das selbe bedeutet wie das standardsprachliche krachen, bezeichnet grammen ein Geräusch, das nicht ganz so viele hohen Frequenzen wie Knirschen beinhaltet. "Grammeln" klingt wie das Geräusch, das knusprige Grammeln (Grieben) machen, wenn man sie zerbeißt.
schorazn
eine bestimmte Art Kratzen. Das Wort bezeichnet zum Beispiel das Knirschen, das entsteht, wenn eine Kinder-Rodel über jenen Teil des Gehsteigs gezogen wird, der bereits schneefrei ist; oder dieses wirklich unangenehme Geräusch, das entsteht, wenn wir mit der Gabel auf dem Teller kratzen. Auch das beliebte Kratzen mit den Fingernägeln auf einer Schultafel nennt man so.
Freitag, 26. März 2010
Aussprache 1: das L
Um für einen St.Pöltner gehalten zu werden, muss man vor allem diesen kleinen Unterschied in der Aussprache beherrschen, der diesen Dialekt vom Wienerischen unterscheidet.
Ganz wichtig ist die Korrekte Aussprache des L-Lautes. Für "Hochdeutsch"-Sprecher besonders schwer, die Standardsprache ist ja im Vergleich zu unserem Dialekt sehr arm, was die verschiedenen Qualitäten dieses Lautes betrifft.
das L am Wortanfang, sowie nach e, i, eu, ei, ü:
Der Buchstabe wird in etwa so wie in der Standardsprache gesprochen, aber nicht ganz so rund; das heißt, die Zunge wird nicht ganz so weit gebogen, sie liegt nicht oben am Gaumen an, sondern kurz nach dem Ansatz der Schneidezähne. Dabei wird sie aber nicht so stark nach oben gepresst, dass ein "meidlinger l" entsteht. St.Pöltnerisch klingt nie wie Meidlingerisch!
leid (Leute), laab (Laib), lifdig (lüftig, sommerlich gekleidet), loddabedd (Sofa)
eleggdrisch (elektrisch), kilo (Kilogramm), beule (verschwunden), freilich!, zülinda (Zylinder)
nach a (aber nicht, wenn im entsprechenden standardsprachlichen Wort ein r vorausgeht und kein Vokal folgt), sowie nach b, f, m, o, u, w, au, ö
hier wird das L genau wie in der Standardsprache gesprochen, rund, die Zungenspitze berührt den Gaumen relativ weit hinten.
schaal (Schal), noamal (normal), egal, alggohoi (Alkohol), mal-rechnung (Multiplikation)
blaad (fettleibig), floch (flach), gummla (Gummelstiefel), doll! (toll!), kuul! (cool!), bawladschn (Bretterbühne, nicht sehr vertrauenerweckendes Holzgestell); baulaund (Bauland), ölig
nach a, wenn im entsprechenden standardsprachlichen Wort ein r vorausgeht und kein Vokal folgt, sowie nach d, n, s, x, z, sch
das "meidlinger l": die Zungenspitze ist ganz vorne an den Schneidezähnen oder ein Stück davor, zusätzlich wird die Zunge an den Gaumen gepresst. Am besten erlernbar, indem man sich vor dem l immer ein d denkt.
Koal (Karl), mualn (murren; wörtlich: murrln), a wengal (ein wenig; wörtlich: wenigerl),
heindl (Harke), giaskaunl (Gießkanne), schlissl (Schlüssel), a haxl schdöön (ein Bein stellen), wuzln (Tischfußball spielen; eine Zigarette drehen), da reng daschld (der Regen rauscht)
nicht bei: Karli (Koseform von Karl), wurlat (kribbelig), balamendd (Parlament), falobung (Verlobung) - hier wird das l wie in Fall1, am Wortanfang, gesprochen
nach g, ch
dieser L-Laut ist schwer zu beschreiben: Er wird nicht mit der Zungenspitze gebildet, sondern mit dem Zungengrund. Die Spitze ist dabei überhaupt nicht beteiligt, die Luft strömt dabei seitlich, links und rechts der hinten an den Gaumen gepressten Zunge nach vorn.
hagl (Haken, Hagel), bugl (Rücken, Buckel), glubbm (Wäscheklammer), saggl (Säckchen, Tüte), wachln (Luft fächeln, winken), fachl (Fach in einem Schrank)
Mittwoch, 24. März 2010
noch Wien owe, noch Linz auffe
Jede Gegend, in der in Österreich Dialekt gesprochen wird, hat ihre eigenen Lokaladverbien in Verbindung mit geografischen Bezeichnungen. Bei uns sind dies: owe, auffe, eine, ausse, umme (hinunter, hinauf, hinein, hinaus, hinüber). Welche jeweils verwendet werden, ist aber auch innerhalb einer Region umstritten, und ich bin sicher, viele würden die folgenden Beispiele anders benutzen.
Für mich hat sich immer schon die Frage gestellt, wie diese Bezeichnungen zustande kommen. Ich denke, es gibt folgende Grundprinzipien:
Orientierung der Landkarte:
noch Keanddn owe, noch Iddalien owe, ins Woidfiaddl auffe
(Kärnten, Italien, Waldviertel)
Flusslauf:
Donau: noch Linz auffe, noch Wien owe, fo Soezbuag owa (Salzburg)
Draasn (Traisen): noch Drasmaua owe (Traismauer)
Gebirge:
noch Wümschbuag eine (Wilhelmsburg; hinein ins Traisental) - fon Lilienföd aussa (Lilienfeld; heraus aus dem Tal)
noch Hofschdeddn eine (Hofstetten), noch Mariazöö eine (Mariazell)
dazwischen liegende Erhebungen oder Gewässer:
noch Owagrofndoaf umme (Obergrafendorf; über den Völtendorfer Berg), noch Grems umme (Krems; über den Göttweiger Berg, bzw. über die Donau)
noch Schdadasdoaf umme (Stattersdorf; über den Fluss Traisen)
Stadtgebiet:
noch Schbrazan ausse (Spratzern; hinaus aus der Stadt; jemand, der in St.Georgen wohnt, würde in d schdood eine fahren)
Allen Wienern, die jetzt meinen, dass man nach Wien hinein fährt, sei gesagt: von den Wiener Randgemeinden, sowie von den Gemeinden entlang der Südbahnstrecke mag das stimmen. St. Pölten allerdings liegt nicht "draussen vor der Stadt", deswegen fahren wir auch nicht nach Wien hinein sondern hinunter!
da kobbrofoa
Viele ältere St.Pöltner (so wie ich ;-) kennen noch den "kobbrofoa". Kaum jemand sonst auf der Welt kann sich darunter etwas vorstellen. Nun, hier ist des Rätsels Lösung:
kobbrofoa nannten wir die blecherne Mülltonne vorm Haus oder im Innenhof.
Um die Wende zum 20. Jahrhundert gab es in Wien das von einem gewissen Alexander Hartwich unter dem Namen »Koprophor« propagierte Müll-Entsorgungssystem. Weil die Sammelbehälter nicht entleert, sondern zur Gänze ausgetauscht wurden, trat dabei zwar kaum Staub oder Gestank zu Tage, doch die Methode war recht kostspielig. So wurde 1918 entschieden, das in Köln bereits bewährte »Colonia«-System in Wien zu testen. Dabei wurden die Sammelbehälter in Müllwägen mit einer speziellen Staubschutzvorrichtung entleert. In den folgenden Jahren wurden in sämtlichen Innenhöfen »Colonia-Kübel« aufgestellt. Mehr als 170.000 waren es, als 1923 die Umstellung auf das bis heute gebräuchliche System abgeschlossen war.
Dass sich die Bezeichnung "Koprophor" gerade in St.Pölten so lange hielt, muss wieder einmal damit zu tun haben, dass wir hier ständig einige Jahre hinten sind - entschuldigung - waren. Denn das hat sich ja doch wohl in den letzten Jahren geändert, oder?
Quelle: www.ecology.at
zuwe, dauna, firanaund
Alle bairischen Dialekte besitzen einen großen Reichtum an Adverbien der Richtung und des Ortes. Manche haben so spezielle Bedeutungen, dass sie unmöglich durch ein einziges Wort der Standardsprache übersetzt werden können.
Wir St.Pöltner genießen es manchmal geradezu, wenn wir unsere Orts- oder Richtungsangaben auf unseren Zungen zergehen lassen und dabei beobachten, wie die Kollegen aus Norddeutschland vom Stirnrunzeln immer faltiger werden.
zuwe, zuwa
Die Paradewörter der norddeutschen Sprachverwirrung. Wie bei fast allen Richtungsbestimmungen, wird ein Unterschied gemacht, ob die Bewegung vom Sprecher weg, oder zum Sprecher geht.
-e heißt immer weg vom Sprecher, -a heißt immer zum Sprecher. Zur weiteren Konfusion, kann sich aber der Sprecher auch "in eine andere Person hineinversetzen", und die Wörter auf diese Person bezogen verwenden.
zuwe bezeichnet eine Richtung, in die sich ein Objekt oder eine Person bewegt, und zwar immer dann, wenn weitere Personen oder Objekte dort schon warten. Es handelt sich also immer um ein Zugesellen eines Objekts neben ein anderes - und sei es die Wand oder der Zaun:
laan des heindl zun zau zuwe - lehne die Harke an den Zaun (auf die besondere Aussprache des Wortes heindl werde ich später zurückkommen)
zaa da de züün zuwa! - ziehe die Zille (ein einfaches Holzboot) zu dir! Hier versetzt sich der Sprecher in die Person des angesprochenen - zuwa heißt also in diesem Fall: die angesprochene Person solle das Boot zu sich ziehen.
ea muasse scho wida zu de mendscha zuwe schdön! er muss sich natürlich wieder zu den Mädels stellen! Dieses ea ist ein betontes Personalpronomen. Der Satz wird so laut gesprochen, dass ihn der Bezeichnete nicht überhören kann.
de hund dan gean üwaroi zuwe schnofen. Hunde schnüffeln gern an allem. Hier kann man sich richtig bildlich die Hundenase vorstellen, die sich den beschnupperten Dingen nähert.
ge zuwa! weg von der Straße! Wörtlich: geh heran (zu mir). Diese knappe Aufforderung hören täglich tausende Kinder, wenn sie sich zu weit vom schützenden Straßenrand entfernen und ein Verkehrsopfer zu werden drohen.
daune, dauna
dauna ist der schwierige Zwillingsbruder von daune, und das Gegenteil von zuwe. Bei daune verhält es sich genau umgekehrt: es ist das Gegenteil von zuwa.
Beginnen wir mit dem leichteren Wort: daune heißt (ein kleines Stück) weg, zur Seite. Dabei handelt es sich immer um eine sehr kurze Strecke, meist eine Armeslänge oder so ähnlich:
i weame gach a wengal daune leng - ich werde mich kurz ein wenig aufs Ohr hauen (wörtlich: ich werdmich schnell ein wenig zur Seite legen)
ge, hau do des oide glumbbad daune! Ach, wirf doch das alte Zeug weg!
heasd! ge daune, waunsd scho sichsd, das i do fuabei muas! Mann! geh doch zur Seite, wenn du schon siehst, dass ich hier vorbei muss!
leg des schbüüzeig daune und hüüf ma! Leg das Spielzeug beiseite und hilf mir!
dauna kann nur etwas bewegt werden, das vorher irgendwo zuwe gestellt wurde: ge, gib ma de grüne blumenwasn dauna, i hobs duadd zu de aundan zuwe gschdööd! geh, gib mir die grüne Blumenvase her, ich habe sie dort zu den anderen gestellt!
schiab de baung a wengal dauna, das i hinddabei schdaubsaung kau! schiebe die Bank ein wenig (von der Wand) weg, damit ich dahinter staubsaugen kann!
foa a schdiggl dauna, i kaun jo sunsd ned eischdeing! fahr ein Stück (von der Hauswand, vom Straßenrand, was auch immer...) weg, ich kann ja sonst nicht einsteigen!
firanaund
...ist eines der vielen Adverbien, die auf -anaund enden, wie nemanaund - nebeneinander, hinddranaund - hintereinander, duachanaund - durcheinander usw.
Das Wort bedeutet: aneinander vorbei. Aber nicht: aneinander vorbei fahren, reden, etc. Nein, firanaund bezeichnet jene Situation, in der es darum geht, dass zwei Objekte oder Personen so feststecken, oder festgefahren sind, oder wo die örtlichen Verhältnisse so eng sind, dass sie eben nicht aneinander vorbei, bzw. fast nicht aneinander vorbei kommen.
d schdrossn woa so eng, dassd auddo ned firanaund kumma san. die Straße war so eng, dass die Autos nicht aneinander vorbei kamen.
ea hod an schdean grissn und ligd so debbad do, dasa d schi nimma firanaund bringd. er ist so unglücklich gestürzt, dass er die Schier, die sich ineinander verhakt haben, nicht mehr auseinander bekommt.
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