Donnerstag, 8. Juli 2010

auf wos ma sizzn kau

Langsam aber sicher wird Österreich verSofat und verStuhlt ...eine weitere Auswirkung der Ikea-isierung unserer Wohnungen.

Es ist ja wohl inzwischen auch in Ländern jenseits des Weißwurschtäquators bekannt, dass man hierzulande unter Stuhl keine Sitzgelegenheit versteht. Stuhl kann zwar auch weich oder hart sein, für weitere Details fragen sie aber besser ihren Arzt oder Apotheker.(Einzig in zusammengesetzten Wörtern wie Liegestuhl, Schaukelstuhl oder Beichtstuhl kommt dieses Wort in seiner bundesdeutschen Bedeutung vor)

Sessel heißt das bei uns. Ein Sessel ist eine einfache Sitzgelegenheit ohne Armlehnen, maximal die Sitzfläche ist gepolstert. Was man in Deutschland Sessel nennt, heißt hier Fauteuil.





Sofa ist nur eine von vielen Bezeichnungen für eine Mehrpersonensitzgelegenheit. Wir haben dieses Wort selten benutzt, am ehesten noch in Kaminsofa. Hier folgt eine Auswahl an Bezeichnungen, die hierzulande verwendet wurden und werden:

Sizbaungg (Sitzbank) ist eine allgemeine Bezeichnung für eine Sitzgelegenheit mit Rückenlehne für mehrere Personen. Sie kann auch nur aus Holz sein.

Eggbaungg (Eckbank) in den 60ern war dieses Modell modern: die Sitzfläche beider Teile der L-förmigen Bank war eine Klappe. Die Eckbank bestand also aus zwei Truhen zum Verstauen von jeder Menge Zeug.

Beddbaungg  (Bettbank) ist der Klassiker. Meistens als anderes Wort für Couch verwendet, wird es aber auch gerne benutzt, um ein Sitzmöbel zu beschreiben, das einteilig oder doppelt ausziehbar als Notschlafstelle dienen kann.

Fodöö (Fauteuil) nennt man die Ein-Personen-Sitzgelegenheit, zu der sie in Deutschland Sessel sagen: ein Fauteuil ist immer (meist rundum) gepolstert und hat immer Armlehnen


Sizganidua (Sitzgarnitur) bestehend aus einer Bettbank oder einem Sofa und mehreren Fauteuils. Ist sie aus Leder, sagt man: Ledaganidua (Josef Haders Erinnerung an die 70er Jahre: "de gaggbraune kunsdledaganidua, da flisndisch und da fodda im ruadaleiwal midn bia in da haund")

Wonzimmakaudsch oder einfach Kaudsch die Couch eben.

Loddabedd (Lotterbett) eine wunderschöne Bezeichnung für eine Liege oder Bettbank, auf der, wie das Wort impliziert, nicht nur geruht wurde. 

Lige eine Liege ist ja mehr eine Liege- als eine Sitzgelegenheit. Sie hat meist keine Rückenlehne, manchmal einen erhöhten Kopfteil.

Diwan sagte man zu einem Möbelstück, das mehr wie eine Liege mit niedriger Rückenlehne aussieht. Das Wort Diwan kommt von den Polsterbänken die üblicherweise in orientalischen Ratskammern ("Diwan") entlang der Wände anzufinden waren.

Kanabee Kanapee sagte man früher zum Sofa.

Scheslong (Chaiselongue) wie der Name schon sagt, ein (in Richtung Fußende) verlängerter Fauteuil. Früher machte man da drauf den Mittagsschlaf. Meine Großtante hatte noch einen, da aber die Wohnungen später immer weniger Platz boten, verzichtete man auf dieses Möbel und legte sich zu Mittag auf die Couch.

Oddoman die Ottomane ist ein Liegesofa ohne Rückenlehne, oder mit einer Rückenlehne, die nicht über die gesamte Längsseite geführt ist und am freien Ende auch keine Armlehne besitzt.

Schdoggal (Stockerl) ist ein Hocker: ganz ohne Lehnen, nur für eine Person, aber genau so hoch wie ein Sessel.

Heirignbaungg (Heurigenbank) ist jene genormte zusammenklappbare Bank wie sie in (einfachen) Heurigenlokalen oder bei Zeltfesten usw. Verwendung findet. Das Ensemble aus Klapptisch und zwei Bänken nennt man Heurigengarnitur.

Schamal oder Schaume  ist ein Niedriger Holzschemel




...und wo man natürlich noch sitzen kann:

am Scheam, am Heisl oder am Dron: der Scherm (von Scherbe) ist der Nachttopf. Häusl (früher war das Plumpsklo ja ein eigenes kleines Häuschen abseits des Wohngebäudes) und Thron bezeichnen natürlich die Toilette, das ist jener Ort, wo da Keisa zfuas ged.

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