Samstag, 24. Juli 2010

Gigrizbodschn, Dribbsdrüü und Scheibbs-Nebraska

Eine Kuriosität in unserer Gegend sind - teilweise erfundene - Ortsnamen, die zur Erläuterung bestimmter Sachverhalte herangezogen werden.

Gigrizbodschn ist eine abfällige Bezeichnung für einen rückständigen Provinzort, beziehungsweise für das 08/15-Dorf schlechthin. Sein deutsches Pendant ist Buxtehude (ich weiß, das gibts wirklich, aber ich meine das andere) respektive Hintertupfing.
Kuriosität am Rande: Kickritzpotschen hat es sogar bis in die DDR geschafft, wo Lutz Lahoda sein berühmtes Lied (jetzt ohne Schmäh, der war wirklich berühmt) Die Blasmusik von Kickritzpotschen gesungen hat.

Dribbsdrüü - nach Tripsdrill ist die Antwort auf die Frage: wo fährst du hin? wenn man es dem Fragenden nicht unbedingt auf die Nase binden will. Eine andere Funktion des Wortes ist, jemanden nach Tripstrill zu schicken. Man will ihm damit sagen, dass er ein einfältiger Mensch ist. Tripstrill ist ein erfundener Ortsname (nein, der Erlebnispark Tripsdrill in Baden-Würthenberg heißt nicht nach dem Ort, wo er ist) Nach einem alten schwäbischen Volksglauben steht in Tripstrill eine Mühle, in der alte Weiber wieder jung gemahlen werden. (Übrigens: anscheinend aufgrund eines Hörfehlers sagt man in manchen Familien hier auch Bibbsdrüü)

Scheibbs und Nebraska sind sozusagen die beiden Endpunkte, wenn wir die zivilisierte Welt durchmessen. Wenn wir Qualität herausstreichen wollen, sagen wir: Das beste Bier, Konzert, Lokal etc. fon Scheibbs bis Nebraska  - ich habe allerdings eine Frau auch einmal folgenden Satz sagen hören (es ging darum, was sie machen würde, wenn ihr Sohn dieses und jenes tun würde) nau, mid dem forad i! owa üwa Ybbs-Scheibbs-Nebraska! (für alle Nicht-Niederösterreicher: Ybbs und Scheibbs gibt es wirklich! Gleich hier um's Eck!) 

Dschibuddi - Dschibuti ist schon wirklich sehr weit weg, sehr klein und sehr unbekannt. Wenn wir zum Beispiel ausdrücken wollen, dass wir wegen eines Sonderangebotes nicht viele Kilometer fahren wollen, können wir sagen: wegn dem foari do ned bis Dschibuddi

Gialingugging und Mauöling - es war immer schon sehr beliebt, Mitmenschen den Aufenthalt in der Klapsmühle nahe zu legen, wenn sie kuriose Meinungen vertraten: waunsd so weida duasd, fians di noch Gialingugging. Als Kind habe ich die beiden Namen nur für lustige Wörter gehalten, bis mir klar wurde, dass sich sowohl in Gugging als auch in Mauer-Öhling tatsächlich eine Nervenheilanstalt befindet (die im heutigen Maria Gugging befindliche Landesnervenklinik wurde 1885 als "NÖ Landes Anstaltsfiliale Kierling-Gugging" eröffnet; in Mauer-Öhling entstand die "Landesheil- und Pflegeanstalt für Geisteskranke", das heutige Landesklinikum, in den Jahren 1898-1902)

Zweandoaf - nein, mein Großvaterfuhr nicht nach Zwerndorf, wenn er dort hin musste. Er fuhr nach Wien! Ursprünglich entstanden aus z Wean (zu Wien), hängte man - als kleine Stichelei gegen die Bundeshauptstadt - ein Dorf an. Immer schon gab es ja diesen kleinen Konflikt zwischen St.Pölten und Wien (die einen bezeichneten die anderen als Großkopferte - die anderen die einen als Gscherte) und das führte immer wieder zu netten Witzen, wie diesem: "Welches ist das schönste Autokennzeichen in Niederösterreich?" "M" "Was ist M?" "Ein Wiener, der am Dach liegt!"

Wean - wüüsd noch Wean schaun? das war eine gefährliche Drohung, die meist die älteren Buben gegenüber den jüngeren aussprachen: es bedeutete, sie mit beiden Händen am Kopf - genau bei den Ohren - zu packen und hoch zu heben: das war schmerzhaft.

Möök - Melk. Nur in der Phrase: mid Möök delefonian. Dorthin telefoniert man also ab und zu, und zwar zum Beispiel dann, wenn man sich den ausgiebigen Bierkonsum vom Feuerwehrfest noch einmal durch den Kopf gehen lässt. Ein lautmalerischer Ort also.

Mariabrunn kommt in dem alten Kinderreim vor, den heute kaum noch jemand kennt:
Marienkefal fliag, 
fliag noch Mariabrunn, 
und bring uns murgn und üwamurgn 
a rechd a scheene sun
...das sagten die Mädchen auf, wenn sie einen Marienkäfer (Frauenkäfer) fanden, ihn am Finger hochkrabbeln ließen, bis er schließlich die Flügel spreizte und davonflog.

Minimundus ist ein Freizeitpark bei Klagenfurt in Kärnten, wo berühmte Bauwerke im Maßstab 1:25 nachgebaut wurden; des is da buagamasda fon Minimundus sagt man folglich zu einem Mitmenschen, den man im angelsächsischen Sprachraum neuerdings als "vertically challenged" bezeichnet.

Mittwoch, 21. Juli 2010

keads es zaumm?

Als eines Morgens zwei neue Arbeiter an der Baustelle erscheinen, fragt sie der Polier: keads es zwa zaumm? Daraufhin antwortet der eine: naa, i bin baggafoara, ea kead zaumm!


Neben der bereits besprochenen Vorsilbe da- gibt es im Dialekt einen weiteren Präfix, der hier viel umfangreicher und fantasievoller eingesetzt wird, als im Standarddeutsch: zaumm- (zusammen-). Er ist ein treuer Begleiter bei allen Tätigkeiten, bei denen etwas - was auch immer - in irgendeiner Form gesammelt, zerstreute Dinge zueinander gesellt, in eine gewisse Ordnung gebracht werden.

Um des Dialektes nicht Mächtige nicht weiter auf die Folter zu spannen: zaumm kean kann man als "zusammen gehören" verstehen, aber auch als "kehren, fegen". Dieses Wortspiel macht also den eingangs erzählten Witz aus. Auch folgende Wörter verstehen sich durchaus als Handlungen, die mit dem Zusammenführen oder in Ordnung Bringen von Gegenständen zu tun haben:

zaummschuasdan (auch: zaummbfisdan, zaummbandan, zaummschdobben) ist die abwertende Form von Zusammenbauen: beim Zusammenschustern klingt das Schimpfwort: du bisd a schuasda! an, für einen handwerklich unbegabten Menschen. Schon in Jakob und Wilhelm Grimms Wörterbuch (1838) heißt es: "schustern: auch sonst vielfach von stümperhafter Arbeit, pfuschen, etwas zusammenflicken";  Zusammenpfistern und -bandern heißt ebenso: etwas unprofessionell zusammenbauen (vergleiche: auddo-bandan: hobbymäßig oder im Pfusch Autos reparieren) wobei Zusammenpfistern die schlimmste Form des Pfuschs bedeutet: hier war kriminelle Unfähigkeit am Werk. Zusammenstoppeln schließlich gemahnt an die Art und Weise, wie die Teile miteinander verbunden werden: sie werden nur zusammengesteckt.

zaumm-maundschgan  - man kann auch in der Küche einiges falsch machen: dieses Verb bedeutet so etwas wie zusammen-pantschen, bezieht sich aber hauptsächlich auf feste Inhaltsstoffe.

zaummroaln (meidlinger L!) ist ebenso ein Wort aus der Arbeitswelt (siehe auch: aufgwaan, umbeaddln, weanglnzaummschbeenln) und beschreibt die (unprofessionelle) Tätigkeit, bei der man mehrere Teile miteinander verbindet, indem man sie gemeinsam mit Draht umwickelt. 

zaummschbeenln heißt, etwas mit Stecknadeln (schbee-nodln) fixieren, Textilien mit Stecknadeln provisorisch aneinanderheften. 

zaummhoidn - neben der allgemein verständlichen Bedeutung zusammenhalten (z.B. transitiv: das Geld, intransitiv: gute Freunde) findet sich dieses Wort vor allem in der knappen aber gleichwohl unmissverständlichen Zurechtweisung hoids zaumm! halts Maul! (natürlich ist gemeint, man möge die babbaladua, also Unter- und Oberkiefer gefälligst beisammen lassen)

zaummgrochn - zusammenkrachen können in erster Line zwei Menschen, deren konkrete Vorstellungen über einen Sachverhalt diametral auseinander liegen. gesdan bini mid mein schwindlichn nochban zaummgrochd. i hob eam gfrogd, obs bei eam eibrochn haum, dasa aum sundog in da frua zum rosnmaan aufaungd!

zaumsaumsdan  - dieses Wort hat es wohl nicht in viele Familien in der Stadt geschafft. Es kommt aus dem Umland von St.Pölten. Bei den Bauern war es früher üblich, den Hausputz immer am Samstag zu erledigen. Das heißt, der Sand, der am Küchenboden aufgestreut war und den Schmutz der Woche aufgesaugt hatte, wurde weggekehrt, und neuer Sand wurde aufgestreut. Dazu sagte man zaumsaumsdan

zaummrama - aufräumen. Sehr anschaulich können wir uns hier vorstellen, wie verstreute Dinge wieder zusammen an ihren Aufbewahrungsort gebracht werden. Es gibt auch eine übertragene Bedeutung, die gar nicht so häufig verwendet wird, aber wenn, dann sehr eindrucksvoll: wenn jemand, der vielleicht etwas Unruhe oder Chaos in eine Gesprächsrunde gebracht hatte, sein Gehen ankündigt, kann man ihm durchaus sagen: hosd rechd, ge haam, daunn is wenigsdns zaummgramd aa.

zaummloosn (von loosen: lauschen; vgl.: de loosa - die Ohren) Wenn jemand wieder einmal Gerüchte verbreitet, nachdem er sich aus verschiedenen Äußerungen, die er wo gehört hat, einen Reim gemacht hat, sagt man: dea hod wo wos zaummgloosd und jezd dazööda widara gschichdl.

zaummreden - Unsinn daherreden. heasd, wos redsdn zaumm? des schdimmd jo goa ned! was redest du da? das stimmt ja gar nicht! Zusammen-Reden kann man sich so vorstellen, dass mehrere Aussagen, die nichts miteinander zu tun haben, oder nicht in diesen Zusammenhang gehören, zu einem Satzganzen zusammengefügt werden - und daher scheinbar Unsinn ergeben. (analog dazu kann man auch andere Handlungen des Unsinns zeihen, indem man zaumm- davorsetzt: wos foasdn firan koarl zaumm - wie fährst du denn Auto? wos schreibsdn  do firan bledsin zaumm - was schreibst du denn da für einen Unsinn? )

zaummzwiggn kann man nicht nur mit einer Zange. Dieses Verb beschreibt auch sehr bildhaft die Tätigkeit des  musculus sphincter ani, wenn man schon große Not, aber keine Gelegenheit (sprich Toilette) hat.

zaummglaubm - eine Erweiterung des unspezifischen glaubm, also klauben. zaummglaubm heißt in erster Linie Dinge vom Boden aufsammeln, kann aber getrost mmer statt aufheben oder aufklauben verwendet werden, weil zaumm- einfach bodenständiger klingt als auf-

zaummessn - aufessen. Vielleicht sagt man das ja auch deswegen, weil ja laut einer alten Tischweisheit im mogn ee ois zaummkummd

zaummdelefonian - seit wir jederzeit mobiltelefonisch erreichbar sind, brauchen wir, wenn wir uns treffen wollen, das nicht mehr lang im Voraus planen, wir sagen: do delefonian ma uns no zaumm

zaummdringgn - Eine gemütliche alte Sitte am Ende eines Gasthausbesuchs. Man sagt nicht: trinkt aus! wenn es Zeit zu gehen ist, sondern: dringgds eich zaumm!

zaummboggn - boggds eich zaumm! heißt wörtlich packt euch zusammen! und meint: packt eure Sachen, macht euch reisefertig! (auch wenn die Reise nur nach Hause geht) 

zaummdidschn ist das lautmalerische Wort für einen leichten Zusammenstoß, bei dem kaum mehr als das Geräusch "ditsch" entsteht. se san midn hian zaummdidschd: sie sind mit der Stirne zusammengestoßen.



Eine etwas andere Bedeutung kann zaumm bei manchen Wörtern annehmen, wenn es darum geht, ein Zusammensinken, -fallen, -stürzen oder ähnliches zu beschreiben, also einen Sachverhalt, bei dem Teile - bildlich gesprochen - wie Karten eines Kartenhauses oder die Wände eines einstürzenden Gebäudes zusammen-(einander zu) fallen.

zaummdraan - mi hods zaummdraad heißt: "ich bin ohnmächtig geworden": ich bin in einer Drehbewegung zu Boden gegangen. Man kann auch sagen i bin zaummgaunga (nicht zu verwechseln mit eigaunga: der is eigaunga wiara beemische leiwaund!)

zaummfian ist die weniger schlimme Variante vom kürzlich besprochenen dafian: mit einem Fahrzeug niederstoßen. während dafian letal ist, kann man zaummfian durchaus überleben.

zaummhaun kaputt machen. des haud mi zimlich zaumm heißt: das macht mich ziemlich fertig.

zaummscheissn - (vgl. das standarddeutsche "Anschiss") jemanden zusammenputzen, jemanden scharf zurechtweisen. Dieses Wort weist immer auf eine Hierarchie hin: zusammenscheissen kann man nur jemanden, der in der Hierarchie unter einem steht.

zaummbraggd  (auch: zbraggd) -  flach geschlagen, zerdrückt (ein bragga - Pracker  ist ein Schläger) kommt praktisch nur in Form des Partizip II vor. Meistens sind es Kröten und Frösche, die der Automobilität zum Opfer fallen und dann am Pflaster kleben: im übertragenen Sinn kann man sagen: du ligsd do wiara zaummbraggde grod wenn jemand alle Viere von sich streckt.

Montag, 12. Juli 2010

waun wos ned zan damochn is

Nicht spezifisch St.Pöltnerisch, sondern typisch für alle bairischen Dialekte sind Verben mit der Vorsilbe da-, die, vor eine Handlung gesezt, ausdrückt, dass man nicht nur das Verrichten der Handlung meint, nicht nur den Versuch, sondern die (wenn auch knappe) Bewältigung. Oft werden solche Wörter in einem verneinten Satzzusammenhang verwendet, um auszudrücken, dass es eben nicht gelang, die Handlung zu beenden, etwas zu schwer, zu anstrengend, zu viel war, um die Sache zum Abschluss zu bringen.

Bei manchen Wörtern lässt sich der Präfix zwar mit er- übersetzen, aber der Dialekt ist viel erfinderischer als das Standarddeutsch, und so gibt es viele Wörter, die nur mit Hilfe einer Umschribung zu übersetzen sind.


damochn (machen) es woa ned zan damochn es war nicht zu schaffen (Anmerkung: es steht zan statt zum, weil ein d folgt. Der St.Pöltner ist ein bisschen mundfaul und verschleift gern beieinander stehende Konsonanten. Man sagt ja auch nicht Sangd Böddn sondern Samböddn)

daboggn (packen) glaubsd, daboggda de brüfung? glaubst du, schafft er die Prüfung?

da-oaweiddn (arbeiten) in ana wochn is des scho zan da-oaweiddn in einer Woche Arbeit ist das schon zu schaffen

dadraan (drehen) de wossabibbm is so eigrosd, de is ned zan dadraan der Wasserhahn ist so verrostet, er lässt sich beim besten Willen nicht mehr drehen

dagreiffm (greifen) midde diggn handschuach dagreifi de dasdn von mein delefon ned mit den dicken Handschuhen kann ich die Tasten meines Telefons nicht bedienen

daglenga (hinlangen) daglengsdas? ist die Frage, ob jemandes Arm lang genug ist, um eine Sache zu fassen zu kriegen. gib ma bidschen di kegsdosn fom kosdn owa, i daglengs ned gib mir bitte die Keksdose, die am Schrank steht, ich erreiche sie nicht mit meiner Hand

dahoidn (halten) mia is des dabledd midde glasln owegfoin, i hobs nimma dahoidn mir ist das Tablett mit den Gläsern aus der Hand gefallen, ich habe es nicht mehr halten können, es war mir zu schwer

da-essn (essen) ma, is des a risnboazzion, des is jo ned zan da-essn! oh, ist das eine Riesenportion, das alles aufzuessen, schafft man ja gar nicht! (in der "Tante Jolesch" kommt sozusagen das Pendant dazu vor: angesichts der Riesenportion ruft einer: das wird ja morgen ned zum dascheissn sein!)

dagee (gehen) in ana schdund is de schdreggn ned zan dagee eine Stunde Gehzeit ist für diese Strecke nicht zu schaffen des wiad si scho dagee bis uma fire das geht sich schon aus bis Vier Uhr

dahean (hören) wos woa des fira duachsoge? i hobs ned dahead! was war das für eine Durchsage? ich konnte es nicht richtig hören!

darena (rennen, laufen) da Messi hod in Dschawi sein bass nimma darend Messi hat den Pass von Xavi nicht mehr erlaufen

daschiam (schieben) daschiabsdas, oda solli wen hoin, dea da hüfd? schaffst du's, es zu schieben, oder soll ich Hilfe holen?

daschneidn (schneiden) des gsöchde is so zaach, des is ned zan daschneidn das Selchfleisch ist so zäh, das läßt sich einfach nicht schneiden

dadrogn (tragen) ein böser Städter-Witz über die Landbevölkerung lautet: waasd, wiasd an bauan umbringa kaunsd? du schengsd eam mea ois wos a dadrogn kau weißt du, wie man einen Bauern umbringt? man schenkt ihm mehr als er tragen kann

dazaan (ziehen, schleppen) heasd, dei doschn is so schwer, de dazaasd jo fosd ned hör mal, deine Tasche ist so schwer, die kann man ja fast nicht schleppen

dazoin (zahlen) hau ma jo mei auddo ned zaumm, des kenddasd goa ned dazoin! beschädige nur ja nicht mein Auto, das kannst du dir gar nicht leisten!


Bei den meisten der folgenden Wörter lässt sich die Vorsilbe mit er- übersetzen. Interessanterweise sind viele der Begriffe Tötungsarten:

dadruggn (erdrücken)  
dafian (von: führen; in etwa: jem. tot fahrengesdan haums d kozz dafiad
dasauffm (ersaufen)
daschlogn (erschlagen)
dadränggn (ertränken)
daschiassn (erschießen)
daweaffm (in etwa: in Tötungsabsicht zu Boden werfen) de jungen kazzln haums dawoaffm
dawiagn (erwürgen)

dagladdschn (von: klatschen; in etwa: inflagranti erwischen) ea hod dschigg gschmuggld, auf da grenzz haums eam daun dagladdschd
dakena (erkennen) jezd howi ina one brüün scho glei ned dakend!
dakumma (erschrecken, intransitiv) jezd bini owa dakumma!
dalebm (erleben) das i des nu dalebm deaf!
dalinschd (erspäht) i hob di glei dalinschd, wiari ins wiadshaus einekumma bin 
dawischn (erwischen) hobidi dawischd!
dazöön (erzählen) dazöö ma wos neigs

Donnerstag, 8. Juli 2010

auf wos ma sizzn kau

Langsam aber sicher wird Österreich verSofat und verStuhlt ...eine weitere Auswirkung der Ikea-isierung unserer Wohnungen.

Es ist ja wohl inzwischen auch in Ländern jenseits des Weißwurschtäquators bekannt, dass man hierzulande unter Stuhl keine Sitzgelegenheit versteht. Stuhl kann zwar auch weich oder hart sein, für weitere Details fragen sie aber besser ihren Arzt oder Apotheker.(Einzig in zusammengesetzten Wörtern wie Liegestuhl, Schaukelstuhl oder Beichtstuhl kommt dieses Wort in seiner bundesdeutschen Bedeutung vor)

Sessel heißt das bei uns. Ein Sessel ist eine einfache Sitzgelegenheit ohne Armlehnen, maximal die Sitzfläche ist gepolstert. Was man in Deutschland Sessel nennt, heißt hier Fauteuil.





Sofa ist nur eine von vielen Bezeichnungen für eine Mehrpersonensitzgelegenheit. Wir haben dieses Wort selten benutzt, am ehesten noch in Kaminsofa. Hier folgt eine Auswahl an Bezeichnungen, die hierzulande verwendet wurden und werden:

Sizbaungg (Sitzbank) ist eine allgemeine Bezeichnung für eine Sitzgelegenheit mit Rückenlehne für mehrere Personen. Sie kann auch nur aus Holz sein.

Eggbaungg (Eckbank) in den 60ern war dieses Modell modern: die Sitzfläche beider Teile der L-förmigen Bank war eine Klappe. Die Eckbank bestand also aus zwei Truhen zum Verstauen von jeder Menge Zeug.

Beddbaungg  (Bettbank) ist der Klassiker. Meistens als anderes Wort für Couch verwendet, wird es aber auch gerne benutzt, um ein Sitzmöbel zu beschreiben, das einteilig oder doppelt ausziehbar als Notschlafstelle dienen kann.

Fodöö (Fauteuil) nennt man die Ein-Personen-Sitzgelegenheit, zu der sie in Deutschland Sessel sagen: ein Fauteuil ist immer (meist rundum) gepolstert und hat immer Armlehnen


Sizganidua (Sitzgarnitur) bestehend aus einer Bettbank oder einem Sofa und mehreren Fauteuils. Ist sie aus Leder, sagt man: Ledaganidua (Josef Haders Erinnerung an die 70er Jahre: "de gaggbraune kunsdledaganidua, da flisndisch und da fodda im ruadaleiwal midn bia in da haund")

Wonzimmakaudsch oder einfach Kaudsch die Couch eben.

Loddabedd (Lotterbett) eine wunderschöne Bezeichnung für eine Liege oder Bettbank, auf der, wie das Wort impliziert, nicht nur geruht wurde. 

Lige eine Liege ist ja mehr eine Liege- als eine Sitzgelegenheit. Sie hat meist keine Rückenlehne, manchmal einen erhöhten Kopfteil.

Diwan sagte man zu einem Möbelstück, das mehr wie eine Liege mit niedriger Rückenlehne aussieht. Das Wort Diwan kommt von den Polsterbänken die üblicherweise in orientalischen Ratskammern ("Diwan") entlang der Wände anzufinden waren.

Kanabee Kanapee sagte man früher zum Sofa.

Scheslong (Chaiselongue) wie der Name schon sagt, ein (in Richtung Fußende) verlängerter Fauteuil. Früher machte man da drauf den Mittagsschlaf. Meine Großtante hatte noch einen, da aber die Wohnungen später immer weniger Platz boten, verzichtete man auf dieses Möbel und legte sich zu Mittag auf die Couch.

Oddoman die Ottomane ist ein Liegesofa ohne Rückenlehne, oder mit einer Rückenlehne, die nicht über die gesamte Längsseite geführt ist und am freien Ende auch keine Armlehne besitzt.

Schdoggal (Stockerl) ist ein Hocker: ganz ohne Lehnen, nur für eine Person, aber genau so hoch wie ein Sessel.

Heirignbaungg (Heurigenbank) ist jene genormte zusammenklappbare Bank wie sie in (einfachen) Heurigenlokalen oder bei Zeltfesten usw. Verwendung findet. Das Ensemble aus Klapptisch und zwei Bänken nennt man Heurigengarnitur.

Schamal oder Schaume  ist ein Niedriger Holzschemel




...und wo man natürlich noch sitzen kann:

am Scheam, am Heisl oder am Dron: der Scherm (von Scherbe) ist der Nachttopf. Häusl (früher war das Plumpsklo ja ein eigenes kleines Häuschen abseits des Wohngebäudes) und Thron bezeichnen natürlich die Toilette, das ist jener Ort, wo da Keisa zfuas ged.

Mittwoch, 7. Juli 2010

s gwaund fo friara

Im Museum der Mundart bewahrt die Sprache manchmal Dinge, die es längst nicht mehr gibt.

Mit den Menschen, die die alten Bezeichnungen noch kennen, sterben auch die Wörter selbst. Darum hier ein kleiner Teil aus dem großen Schatz aus längst vergangener Zeit: Kleidungsstücke.

Gleidaschiazzn

ist die - meist blau-gemusterte - Kleiderschürze, wie sie von Hausfrauen wie meinen Großmüttern und meiner Mutter bis Anfang der Achtziger tagaus, tagein getragen wurde, sofern sie nicht außer Haus gingen. Diese Kleidungsstücke waren aus einem pflegeleichten Material, denn selbstverständlich wollten sie ihre guten Sachen nicht schmutzig machen.

Rog, Söbsdbinda, Schilee

Rock sagte mein Großvater zu seinem Sakko. Bis in die späten Siebziger wäre er nie ohne Rock und Selbstbinder (Krawatte) auf die Straße gegangen. Unter dem Rog hatte er meistens noch ein Schilee an (Weste oder Gilet). Im Alter sah man ihn schon mal mit einer Strickweste - aber nie ohne Hemd und Krawatte.

Schos oder Kidl

ist hingegen ein Rock nach heutigem Sprachgebrauch: das Kleidungsstück, das meist Frauen tragen.  
a daunggbore drabbe drewira-schos ist ein pflegeleichter beige-farbener Trevira-Rock


Leiwerog

Ein ärmelloses Trägerkleid, das über einer Bluse getragen wurde, wurde noch in meiner Kindheit von meiner Großmutter als Leiwerog, also: Leibchen-Rock bezeichnet. Gladl hieß nur das Kleid mit (kurzen oder langen) Ärmeln.


Üwagaungsmaunddl

ist ein leichter Mantel (Schdaubmaunddl - Staubmantel), der in der "Übergangszeit", im Herbst oder Frühjahr getragen wurde, wo es zu warm für den Wintermantel war.

Wedafleg und Hubeaddusmaunddl

Der Wetterfleck ist eine grüne Loden-Kotze (ein rundes Stück Stoff, entweder mit einem Loch für den Kopf oder vorne zu knöpfen), der Hubertusmantel ist ein gerade geschnittener grüner Lodenmantel.

Lembbadschegg

ist die unverkrampft-niederösterreichische Aussprache des Wortes "lumberjack" und bezeichnet also eine "Holzfällerjacke".





Kombinesch

Dieses wunderschöne alte Wort für ein Damenunterkleid stammt vom französischen "combinaison"  Es war sozusagen eine Kombination aus Unterhemd und -Rock.


Ruadaleiwal und Unddagaddi

Bei uns war Ruderleibchen die Bezeichnung für das weiße Feinripp-Unterhemd ohne Ärmel (In anderen Familien bezeichnet das Wort allerdings ganz allgemein ein T-Shirt).  Das Wort Untergaty (manchmal auch: Gaddihosn - Gatyhose) kommt aus dem Ungarischen: "gatya" heißt dort einfach "Unterhose" (dieses Wort stammt wiederum von Serbo-Kroatisch: gaće), es bezeichnet speziell die sexy lange Herrenunterhose.


Schdizal

sind gestrickte Pulswärmer


Hafalschuach und Goisara

Haferlschuhe sind ein altes Schuhmodell, das als Arbeitsschuhwerk der Bevölkerung der Alpenregion gebräuchlich war. Goiserer waren genagelte strapazierfähige Bergschuhe aus Bad Goisern.


Buimanhaum

also "Pullman-Kappe" nannte man die Baskenmütze. Leider schreibt der Duden "Herkunft ungeklärt" zu dieser Bezeichnung.

Dschako

sagten wir zum beliebten Papier-Falthut. Tschako hieß früher ein Soldatenhut. Der Begriff stammt aus dem Ungarischen und bedeutet „Husarenhelm“, da der Tschako ursprünglich bei den ungarischen Husaren getragen wurde.

 das bin übrigens ich im Jahr 1965