Montag, 5. August 2013

Redensarten und Redewendungen - Teil 2


hods di oda griagds di? [ˈhɔdsdɪoda ˈgʀiɐgdsdɪ]  -  (hat es dich oder kriegt es dich?) spinnst du? 

eine Floskel, mit der man rasch und eindringlich auf eine Handlung eines lieben Mitmenschen reagiert, die man auf keinen Fall als normal und an die Situation angepasst erachtet. Während dies jedoch noch beinahe liebevoll klingt, hört sich die folgende Frage schon ernsthaft besorgt an:

haums di griassn lossn?  -  haben sie dich grüßen lassen? (hat dir jemand Grüße ausrichten lassen?) heißt soviel wie: bist du jetzt komplett wahnsinnig geworden?

is des a keadsi? [ˈkeɐtsɪ]  -  (ist das ein Gehört-sich?) benimmt man sich so?

hier sehen wir übrigens sehr schön, wie frei der Dialekt mit der Grammatik umgeht: manchmal werden Wörter oder Wortgruppen zu Substantiven h.c. ernannt: da keadsi (das gute Benehmen), da waun ("das Wörtchen wenn" siehe hier), a haha (ein lächerlicher Mensch), a draumined (ein Traumichnicht, also ein ängstlicher Mensch), oder auch da muas:

mid muas ged goanix  (mit Muss geht gar nichts)  man kann nichts erzwingen

etwas mit Muss machen  heißt: sich zu einer Sache zwingen, etwas unbedingt machen wollen, das aber anscheinend nicht so leicht geht. des muas do gee! das muss doch gehen! mag man angesichts eines Problems ausrufen, und dein Kollege sagt darauf: mid muas ged goanix.

auf jo und na  oder: auf jona [ɑf jɔ und na:] [ɑf 'jɔna] - (auf ja und nein) im nu,  eh du dich versiehst

so schnell kann's gehen, ehe man ja und nein sagt, ist es auch schon passiert:  auf jo und na is da summa wida fuabei  und eh du dich versiehst, ist der Sommer wieder vorbei. jezd ligd des buzzal no im kindawogn - owa auf jona wiads söwa rena  jetzt liegt das Baby noch im Kinderwagen - aber im nu wird es selbst laufen können.

do samma üwa ... redad wuan  -  da kam das Gespräch auf ...

das sagt man zum Beispiel im Bericht, wie man kürzlich die Nachbarin getroffen hat und über jemanden geredet hat: neilich howi di Nawratil droffn unddo samma so üwan Berger redad wuan, hosddu gwusd, das dea... und schon wird fröhlich die Schmutzwäsche anderer Leute gewaschen. Grammatikalisch betrachtet, zeigt dieses Beispiel, wie im Dialekt das Partizip I verwendet wird: redad = redend.
 
ge, sei so gniawaach... [ ˈgniɐva:χ]  -  geh, sei so knieweich... dann folgt eine Bitte, also etwa: sei so gut und... mach mir den Gefallen und...

eigentlich bedeutet "knieweich" ängstlich, desperat; in manchen St.Pöltner Familien hat sich aber lustigerweise diese Verwendung eingebürgert:  ge, sei so gniawaach und bring mar an kafee mid!  komm, sei so gut und bring mir einen Kaffee mit!

des zead si! - das ist cool!

...ist leider bereits ausgestorben. Diejenigen von uns, die in den 70ern des vorigen Jahrhunderts zur  Schule gingen, kennen es vielleicht noch: es war der Superlativ, der dann mit Ausstrahlung der Quizsendung "Dalli Dalli" von Spitze! abgelöst wurde.


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