Wenn der Dialekt Hauptwörter honoris causa ernennt.
einige merkwürdige Substantive in unserem Dialekt wurden anscheinend zwanglos aus anderen Wortarten oder Wortgruppen gebildet - jedenfalls ohne dass es eine Entsprechung im Standarddeutsch gibt.da Schiach - vom Adjektiv schiach
do ged an da Schiach au - wörtlich heißt das: da geht bei einem der Schiach los. Der Schiach ist die substantivierte Form von schiach - hässlich, unschön, grausig. Das ist sozusagen die Personifizierung der Verfassung, in die man kommt, wenn eine angstmachende Situation eintritt.
da Reis - vom Verb reissn
mia ged da Reis! - mir schlottern die Knie! oder ich habe einen Bammel! wie man in D sagen würde. Das Wort kommt von reissn - zittern. es reissd eam - er zittert. Das ist durchaus auch wörtlich zu nehmen. Wenn man als Hobby-Schifahrer die Streif hinunter fahren soll, darf man durchaus sagen: mia ged da Reis.
da Keadsi - vom reflexiven Verb kean: des kead si
is des a Keadsi? [ˈkeɐtsɪ] - (ist das ein Gehört-sich?) benimmt man sich so? dieses Substantiv wird hauptsächlich dann gebraucht, wenn das Benehmen in Frage gestellt werden soll.
da Waun - von der Konjunktion waun
waun da Waun ned waa, wa da Kuadreg a Budda - wenn das Wörtchen wenn nicht wäre, wäre Kuhdreck Butter sagt ein Sprichwort. Zur Erklärung: Viele verarmte Arbeiter konnten sich früher Butter nicht leisten, sie mussten billigere Fette, wie Margarine, aufs Brot streichen. Wenn es nur um die Streichfähigkeit ginge, könnte man ja auch ein anderes billig zu habendes Rinder-Produkt verwenden, dachte sich wohl der Erfinder des Spruches, wenn nur der Geschmack... waun da Waun ned waa! sagt man einem Menschen, der darüber lamentiert, dass er dies und jenes ja erreicht hätte, wenn nur ...
a Haha - von der Interjektion haha
ein lächerlicher Mensch. Kommt zum Beispiel in folgendem Gstanzl: vor:
jezd hod ana gsunga,
is a rechda Haha,
fia de Madln is a zgring
und fia de Hea is a zschwaa!
wer nicht genau weiß, was ein Gstanzl ist, möge das bitte auf Wikipedia nachlesen!
Übersetzungshilfe: a rechda ... - ein rechter ... / zgring - zu leicht / Hea - Hühner / zschwaa - zu schwer
a Draumined - von der Wortgruppe i drau mi ned
ein Traumichnicht, also ein ängstlicher Mensch. So hat man früher die Kinder gern genannt, wenn sie zögernd vor einer neuen Situation (wie dem 10m-Brett usw.) standen. Heute ist das nicht mehr p.c. (psychologisch correct)
da Muas - vom Verb miassn
mid Muas ged goanix - (mit Muss geht gar nichts) man kann nichts erzwingen. etwas mit Muss machen heißt: sich zu einer Sache zwingen, etwas unbedingt machen wollen, das aber anscheinend nicht so leicht geht. des muas do gee! das muss doch gehen! mag man angesichts eines Problems ausrufen, und dein Kollege sagt darauf: mid Muas ged goanix.
da Hea Gscheid - vom Adjektiv gscheid
Hier wird ein Adjektiv sogar zu einem Familiennamen: der Herr (oder auch Frau) Gescheit ist der klassische Besserwisser. Oder jemand, dem unterstellt wird, dass er glaubt, es besser zu wissen.
da Juchee - von der Interjektion juchee
dieses Substantiv ist eine Sammelbezeichnung für alle erhöhten Örtlichkeiten, wie: das oberste Stockwerk eines Hauses, ein Gerüst, ein Silo etc. - und auch für den obersten Rang im Theater. Es entstammt entweder der Angewohnheit der Landbevölkerung, bei erreichen eines Gipfels laut zu juchazn (also Juchhe! zu rufen), oder es heißt so, weil im Theater am Juchhe früher das einfachere Publikum saß, das oft auch lautstark mit selbigen Rufen ihren Beifall kundtat.
da Griasdigod - von der Grußformel grias di God!
kommt einzig und allein im Ausruf: a so a södsauma Griasdigod! vor - wörtlich: so ein seltener Grüßdichgott! - das sagt man zu einem Bekannten, den man ganz selten (olle heulign Zeiddn) trifft, wenn man ihn dann trifft.
an Gaachn griagn - vom Adjektiv gaach
dieses Wort wird nur im Akkusativ verwendet: gaach heißt jäh, ruckartig, schnell. Einen Gaachn kriegen jähzornige Menschen, wenn sie ausrasten, die Beherrschung verlieren und durchdrehen.