Freitag, 13. September 2013

Pflanzen

wüsd mi bflanzn?

Der Pflanz ist die Verarsche in Ost-Österreich. Heute geht es aber tatsächlich um Pflanzen: Dass Kartoffeln bei uns Erdäpfel und Aprikosen Marillen heißen, ist ja hinlänglich bekannt. Daneben gibt es aber noch etliche weitere wunderschöne Pflanzennamen:

Griichal
Griichal - das Kriecherl (Prunus domestica subsp. insititia). Andere Namen sind: Kriechen-Pflaume oder Haferpflaume. Es handelt sich dabei um eine Unterart der Pflaume. Bei uns wächst - und das ist das Besondere - vor allem die gelbe Sorte, aus der Griichalschnobbs gebrannt wird (in der Weststeiermark macht man den Kriecherl-Schnaps aus der blauen Variante) Die Webseite kriecherl.at schreibt:
Nach neuesten Erkenntnissen muss die Kriecherl-Verwandtschaft vor ungefahr 6000 Jahren im südmährisch- weinviertlerischen Raum spontan entstanden sein. Von der damaligen Bevölkerung erkannt und geschont, später bewusst durch Aussaat, Veredelung oder durch Wurzelbrut vermehrt, gibt es dieses Uraltobst heute noch immer. Somit gehören die Kriecherl zu den ältesten Kulturpflanzen mitteleuropäischen Ursprungs.
Diandl

Diandl - die Kornelkirsche (die auf der Diandlschdaun - dem Dirndlstrauch wächst) ist hier ebenfalls wegen des Edelbrandes bekannt, der daraus gemacht wird, der Diandlschnobbs. Daneben werden die Früchte auch zu allerlei nichtalkoholischen Leckereien verarbeitet, z.B. zu Marmelade, Sirup, Kompott, Pralinen und vieles mehr. Fremdenverkehrsexperten haben im nahen Pielachtal, das westlich von St.Pölten liegt, das Dirndltal erkannt.



Odlazbean
Odlazbean - die Adlitzbeere oder Elsbeere ist der dritte Schnapslieferant im Bunde. Ihr Verbreitungsgebiet schließt Östlich ans Traisental an und wird von den Vermarktungsstrategen Elsbeerreich genannt. Das besondere an unseren Elsbeeren ist, dass sie als freistehende Bäume auf sonnigen Hängen wachsen (in ganz Deutschland sind nur etwa ein Dutzend solcher Solitärbäume bekannt). Der Odlazbeaschnobbs ist einer der teuersten Edelbrände im ganzen Land.

Aschbal ['aʃbɐɫ] - das Asperl oder die Mispel ist als Obst heute fast vergessen, obwohl sie früher sehr verbreitet war. Man findet sie bei uns auch nicht mehr kultiviert, nur mehr an verwilderten Bäumen kann man die eigenartig geformten Früchte sehen, die aufgrund dieses Aussehens zum Beispiel im Saarland Hundsärsch heißen. 

Goidraneda, Grofnschdana, Maschanzga, Kloaobbfe - Goldrenette, Gravensteiner, Maschanzker und Klarapfel sind alte Apfelsorten, die man im Supermarkt vergeblich suchen wird - es gibt allerdings wieder einen Trend zu alten Obstsorten, auf manchen Wochenmärkten sind sie wieder zu finden.
 
Bfludan sind Pflaumen. Manchmal gebraucht in der stabgereimten Verabschiedung: bfiaddi, bfundige Bfludan!

Bfeascha - Pfirsich. persica arbor nannten die Römer den Baum, der aus seinem Ursprungsgebiet Ostasien über den Vorderen Orient nach Europa kam. Die 2. Lautverschiebung tat das Übrige.

Ananas sind überraschenderweise nicht Ananas, sondern Erdbeeren, und zwar die großen gezüchteten Früchte, wie man sie im Erdbeerland broggn (pflücken) kann - im Gegensatz zu den "richtigen" Wald-Erdbeeren, die um ein Vielfaches besser schmecken, wahrscheinlich weil es immer nur ganz wenige sind, die man findet. ("richtige" Ananas heißen zur Unterscheidung Hawaii-Ananas)

Ogrosln (Stachelbeeren) gehören mit den Riwisln (Ribiseln=Johannisbeeren) zur selben Pflanzengattung ribes. Während die Ribiseln daher ihren Namen haben, leitet sich jener der Ogrosln über das mittelhochdeutsche agraz (saure Brühe) und das romanische agresta von lateinisch acer, sauer her.

Ziguri - die Zichorie, heute unter dem nobleren Namen Radicchio bekannt und als Salat in Verwendung, wurde in früheren Zeiten als Ersatzkaffee angebaut, damals wurde allerdings die Wurzelknolle verarbeitet, welche in Form und Größe so mancher Nase ähnelte; daher bezeichnet dieser Begriff sowohl den Gesichtserker, als auch einen ziemlich ungenießbaren Kaffee. (Von manchen wird - warum auch immer - der ganze Kopf als Ziguri bezeichnet)

Gugaruz - Kukuruz heißt der Mais in Ost-Österreich, in Teilen Bayerns, sowie in vielen slawischen Ländern und in Ungarn. Die Herkunft ist strittig, man vermutet, dass es sich um ein türkisch-slawisches Wanderwort handelt, das den Weg nachzeichnet, den diese Pflanze genommen hat, bevor sie zu uns kam. So steht es zumindest im Wörterbuch der donauschwäbischen Landwirtschaft. In Teilen der Steiermark sagt man übrigens Woaz zum Mais - wo doch Woaz in Niederösterreich Weizen heißt.

Bluza - Kürbis. Ebenfalls bezeichnet dieses Wort einen gleich geformten Glas- oder Tonbehälter, sowie das gleich geformte Haupt der Niederösterreicher →  Mosdbluza ist der - wenn auch unschmeichelhafte - Name der Bewohner des Mostviertels. i hob ma in Bluza aughaud heißt ich hab mir den Kopf angeschlagen.


Düngreidl nicht dünn, sondern Dille heißt dieses Kraut (Dillen-Kräutel). Daraus macht man die Düngreidlsoss - eine herrliche Beilage zu gekochtem Rindfleisch.

Soifa heißt der Salbei - Das ländliche Mostviertel hat viele Namen für alle möglichen Kräuter und Pflanzen, mit denen die Bewohner täglich zu tun haben - in die Stadt haben es allerdings nur wenige geschafft. Auch die Mostviertler Benennung des Salbeis ist hier nicht allgemein gebräuchlich.

Bauln [bɑ̃:ɫn] - Bohnen. Man beachte die Aussprache: nasales, monophtonges au und Meidlinger L

Schanddinuss heißt die Erdnuss. Die tlalcacáhuatl wie sie in Mittelamerika hieß, wurde später auch in Westafrika angebaut, im Gebiet der Aschanti. Vom Namen dieser Ethnie leitet sich unsere Bezeichnung für die Erdnuss ab.

Bforakabbal
Bforakabbal ['kab:ɐɫ] Pfarrer-Kapperl. der Gewöhnliche Spindelstrauch - Euonymus europaea besitzt Früchte, die wie ein Biret - eine Kopfbedeckung römisch-katholischer Priester - aussehen. In Deutschland heißt die Pflanze folgerichtig Pfaffenhütchen.

Gnofe ist der Knoblauch, Hundsgnofe hingegen heißt der Bärlauch.

Kööch - in Österreich einfach Kohl genannt, sagt man in D Wirsing dazu.

Rauna - Rote Rüben: da Raunasolod


Jagabrod
Jagabrod (Jägerbrot) heißt die Silberdistel, weil man die Korbböden wie Artischocken essen kann.

Hedschal oder Hedschibedschi sind die Hagebutten. Als Volksschüler verwendeten wir den Inhalt der reifen Samenkapseln gern als Juckpulver für die lieben Mitschüler.

Büssn sind nicht irgendwelche Pilze, sondern nur die Steinpilze. Sie heißen auch Herrenpilze. Pilze im Allgemeinen nennt man ja Schwammal. Als Schwammerl wird übrigens auch ein Mensch bezeichnet, der sich nicht zur Wehr setzen kann, ein Draumined also. 


Diese Pflanzen wachsen nur im Sprichwort:


Grausbirn - do schdeign an de Grausbirn auf sagt man, wenn man das Ungemach heraufziehen sieht: waun i aun de Brüfung muang deng, schdeing ma de Grausbian auf. - was das für Früchte sind, erklärt die geschätzte Frau Andrea in ihrem Blog.

Gaugaubam  - fährt jemand weit fort, kann man ihn fragen, was er denn dort im Urlaub machen werde: Gaugaubam hudschn und Offn schneizzn?

Waadschnbam - früher sagte die Mutter zu ihren Kindern manchmal: du beidlsd heidd wida aum Waadschnbam.

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